Placebo: Das Scheinmedikament ist ein beliebtes Objekt für zahlreiche Untersuchungen. In der Regel wissen die behandelten Patienten nicht, dass sie eine Tablette erhalten, die keinerlei Wirkung besitzt. Eine neue Studie zu Schuldgefühlen verwendete nun ebenfalls den Placeboeffekt. Dabei wussten die Testpersonen jedoch, dass sie ein Scheinmedikament erhalten werden. Dennoch reduzierten sich ihre negativen Gefühle.
Placebo gegen den Seelenschmerz
In hunderten Studien werden dem Placebo positive Wirkungen zugesprochen. Ob bei körperlichen oder psychischen Beschwerden, ein Effekt war trotz fehlender Medikamente nach der Einnahme einer Scheinpille zu beobachten. Teilnehmer berichten von Linderungen bis zu Heilungen.
Ein Team von Psychologen und Medizinern der Universität Basel machte jetzt weitere Untersuchungen mit dem Nicht-Medikament, bei denen es darum ging, herauszufinden, ob es auch Schuldgefühle lindern könnte. Dilan Sezer, Leiterin der Studie beschreibt, dass ein Placebo eine selbstregulierende Wirkung hat. Die Auswirkungen auf die Psyche seien besonders interessant.
„Es ist bekannt, dass Placebos unter vielen Bedingungen signifikante Auswirkungen haben. Wir untersuchten trügerische und offene Placebo-Effekte auf die Schuld, die für die Selbstregulierung und ein Symptom für psychische Störungen wichtig sind.“
Die Forscher gehen daher davon aus, dass das Scheinmedikament nicht nur gegen Symptome einer Depression helfen könnte. Sie waren auch der Meinung, dass es Schuldgefühle senken könnte. Diese These wollten sie mit ihren Untersuchungen beweisen.
Schuldgefühle wecken und anschließend senken?
Für diese suchten die Forscher 100 Testpersonen. Diese wurden im Vorfeld als psychologisch gesund eingestuft. Keiner von ihnen litt an Depressionen, welche oft mit Schuldgefühlen einhergehen.
Zu Beginn wurden die Teilnehmer gebeten, ein Erlebnis zu schildern, welches ihnen bis heute Schuldgefühle bereitet. Auf einer Skala sollten sie dann angeben, wie stark diese Gefühle derzeit sind. Für die Tests wurden die Personen dann in drei Gruppen aufgeteilt. Eine Gruppe erhielt keinerlei Behandlung, eine erhielt unwissentlich Placebos und die Dritte wusste, dass sie lediglich ein Scheinmedikament erhielt.
Dabei wurde den Personen mitgeteilt, dass das Mittel, das sie einnehmen werden, Schuldgefühle mindern kann. Nach der Einnahme sollten die Teilnehmer erneut angeben, wie stark die Schuldgefühle sind.
Tests beweisen: Placebo wirkt auch in der Psyche
Die Ergebnisse zeigten, dass die Gruppen, die ein Placebo erhielten, deutlich weniger Schuldgefühle hatten als vor der Behandlung. Auch die Personen, die darüber aufgeklärt wurden, dass sie lediglich ein Scheinmedikament erhalten, stellten im Anschluss eine Wirkung fest.
Die Forscher sehen darin den Beweis, dass Placebo auch wissentlich wirken kann. „Diese Studie bestätigt wichtige Erkenntnisse über die Wirksamkeit von OLPs auf affektive Zustände“, so die Forscher. „Darüber hinaus haben wir erfolgreich ein schuldanregendes Paradigma getestet, das weitere Forschungen zu Placebo-Effekten auf psychologische Parameter ermöglichen wird“.
So könnten Placebos in Zukunft neben Psychopharmaka einen legitimen Platz finden. Hierfür seien jedoch noch weitere Studien und Untersuchungen zu der Thematik erforderlich.
Photo by Karl Fredrickson