Lange Zeit galt die erhöhte Sensibilität von Frauen während der Periode als Mythos. Besonders Migränepatientinnen spüren diesen Zusammenhang jedoch nur allzu oft am eigenen Körper. Nun fanden Forscher durch eine Studie eine mögliche Erklärung für dieses Phänomen. Hormone könnten die Schmerzempfindlichkeit während der Regelblutung beeinflussen.
Östrogen ist möglicher Auslöser
Als Migräne bezeichnet man besonders stark und plötzlich auftretende Kopfschmerzen. Betroffene sind während dieser Attacken oft sehr licht- und lärmempfindlich. Frauen sind von dieser Erkrankung dreimal häufiger betroffen als Männer.
Eine Forschergruppe der American Academy of Neurology fand nun heraus, dass dies an den Sexualhormonen liegt. Sie veröffentlichte ihre Studie im vergangenen Monat auf neuology.org. Die Forscher suchten zunächst nach einer Verbindung zwischen Sexualhormonen und den auftretenden Migräneattacken. Dafür beobachteten sie die Entwicklungen von CGPR (Calctionin Gene Related Peptide), welches eine starke Blutgefäß-erweiternde Wirkung besitzt. Die Ausschüttung dieser Substanz wird während der auftretenden Kopfschmerzen gesteigert.
Aufgrund bereits vorliegender Forschungsdaten mit Tierversuchen, gingen sie davon aus, dass das Östrogen diese Ausschüttung noch einmal begünstigt: „Aus dem Tiermodell haben wir Hinweise, dass Schwankungen von weiblichen Hormonen – insbesondere von Östrogen – zu einer verstärkten Freisetzung des Entzündungsbotenstoffs CGRP im Gehirn führen.“
180 Migränepatientinnen nahmen an der Studie teil
Die Forscher teilten die Teilnehmerinnen in drei Gruppen auf. 60 dieser Frauen hatten einen regelmäßigen Zyklus, 60 nahmen die Pille und weitere 60 waren bereits in der Menopause. Die Hälfte der jeweiligen Gruppe litt nicht unter Migräne. Diese Frauen dienten also als Vergleichsgruppe.
Die Forscher nahmen in regelmäßigen Abständen Proben, aus denen sich der CCRP Spiegel lesen ließ. Die Ergebnisse waren schnell eindeutig.
Der Wert der Frauen, die an Migräne litten, war deutlich höher als der, der Vergleichsgruppe. Betrachtet man den Zeitpunkt der Messungen, kann man außerdem davon ausgehen, dass der sinkende Östrogenspiegel es zulässt, dass mehr CGRP ausgeschüttet wird. Migräneattacken können dadurch deutlich häufiger und stärker auftreten.
„Wenn also der Östrogenspiegel zur Einleitung der Periode sinkt, schütten die Migränepatientinnen vermehrt CGRP aus. Das könnte erklären, warum die betroffenen Frauen kurz vor und während der Monatsblutung häufiger Migräneattacken erleben.“
Bei den Frauen, die bereits in der Menopause waren oder die Pille nahmen, war, wie erwartet, kein Unterschied in Bezug auf den CGRP Anstieg festzustellen. Durch die regelmäßige Einnahme der Verhütungsmittel wird der natürliche Zyklus zu stark unterbunden.
Forscher sehen Lösungsansätze für Migränepatientinnen
Aufgrund der kleinen Anzahl der Probanden gibt die Forschungsgruppe zu Bedenken, dass ihre Studie noch keinen Beweis darstellt, dass das Sexualhormon die Migräne beeinflussen kann. Ihre Erkenntnisse werden noch „durch größere Studien bestätigt werden müssen“.
Dennoch können sie sich bereits jetzt vorstellen, dass es in Zukunft weitere Möglichkeiten der Behandlung geben könnte. Denkbar wäre etwa eine zyklusabhängige Einnahme von Medikamenten. Auch das müsse allerdings noch durch weitere Tests untersucht werden.