Bisher ging man davon aus, dass Krankheit und Gesundheit zum größten Teil im Immunsystem verhaftet sind. Krankheitserreger sorgen für den Ausbruch einer Erkrankung und Zellen bekämpfen diese. Mediziner führen nun allerdings verstärkt Untersuchungen zu der Frage durch, ob nicht auch das Gehirn an diesem Prozess beteiligt sein könnte. Die Ergebnisse sind erstaunlich.
Untersuchungen zum Ursprung von psychosomatischen Erkrankungen
Seit einer Studie aus dem Jahr 2005 war bereits bekannt, dass das menschliche Gehirn einen Herzinfarkt erkennen und entsprechend „verarbeiten“ kann. Durch neue Untersuchungen möchte die Medizinerin Hedva Haykin jetzt klären, ob darauf basierend möglicherweise Behandlungswege für eine Herz-Kreislauf-Erkrankung geboten werden könnten.
Inspiriert wurde die Wissenschaftlerin laut Spektrum der Wissenschaft durch Studien, die einige Jahre zuvor bereits an Mäusen durchgeführt wurden. Tiere, bei denen im Gehirn positive Emotionen und Gefühle hervorgerufen wurden, zeigten bei einem erlittenen Herzinfarkt kleinere Schäden als unbehandelte. Sollten sich diese Ergebnisse auch bei Menschen zeigen, müsse die Medizin sich von dem Begriff „psychosomatisch“ verabschieden und könnte gar neue Behandlungsmethoden entwickeln. Das Wissenschaftsmagazin zitiert die Medizinerin Asya Rolls hierzu wie folgt: „Zum Beispiel, um den Placeboeffekt so zu verstärken, dass er in der Krebsbehandlung genutzt werden kann […]. Oder, um Impfreaktionen zu optimieren.“
Zusammenschluss einiger Studien und Untersuchungsergebnisse
Betrachtet man die Untersuchungsergebnisse der Mäuse-Tests, unterstützt das die These, dass positives Denken den Krankheitsverlauf beeinflussen kann. So argumentieren zahlreiche Forscher mittlerweile, dass in der Medizin in Bezug auf psychische Erkrankungen und die Verbindung zur Gesundheit ein Umdenken stattfinden muss.
Weitere Indizien hierfür liefert eine Studie der Harvard University. Die Forscher fanden dabei heraus, dass bestimmte Neuronen im Hypothalamus Krankheitssymptome als Reaktion auf eine Infektion auslösen. Hierzu zählten Fieber, Wärmebedarf oder Appetitlosigkeit. Durch eine Stimulierung der besagten Neuronen, konnten die Wissenschaftler gleiche Symptome hervorrufen. „Die meisten Menschen denken wahrscheinlich, dass Bakterien oder Viren im Körper das Krankheitsgefühl auslösen“, wird Neurowissenschaftlerin Catherine Dulac im Spektrum der Wissenschaft zitiert.
Die Forscher arbeiten nun an weiteren Untersuchungen, um die genauen Einflüsse des Gehirns auf das Immunsystem offenzulegen.