Ob Bandscheibenvorfall, Hexenschuss oder eine Überbelastung. Bei starken Rückenschmerzen greifen Ärzte und Patienten oft zu opioidhaltigen Schmerzmitteln. Sie wirken schnell und betäuben den Schmerz oft für viele Stunden. Doch die Mittel werden häufig kritisiert, denn sie machen schnell abhängig und werden wiederholt zu früh verschrieben.
Ob Opioide bei Rückenschmerzen wirklich ein geeignetes Mittel der Wahl sind, wollten Forscher der Universität in Sydney herausfinden. Caitlin MP Jones und ihre fünf Kollegen erforschten, wie gut sie wirklich wirken. Dafür nutzten sie unter anderem den Placebo-Effekt. Ihre Ergebnisse veröffentlichten sie über das Wissenschaftsmagazin The Lancet.
Opioide wirken oft nicht wie erhofft
Die Forschungsgruppe steht der Verschreibung von Opioiden kritisch gegenüber. So betonen die Autoren, dass die Medikamente schwere Suchterkrankungen auslösen können und die Ärzte damit häufig zu freigiebig sind. Des Weiteren bemängeln die Wissenschaftler, dass es aktuell nur sehr wenige Ergebnisse dafür gibt, die belegen, dass die Opioide wirken:
„Opioid-Analgetika werden häufig bei akuten Rückenschmerzen und Nackenschmerzen eingesetzt, aber unterstützende Wirksamkeitsdaten sind knapp. Unser Ziel war es, die Wirksamkeit und Sicherheit eines vernünftigen Kurzkurses eines Opioid-Analgetikums bei akuten Rückenschmerzen und Nackenschmerzen zu untersuchen.“
Um auf die Verbreitung der starken Schmerzmittel hinzuweisen, veröffentlichten die Forscher einige Zahlen: In den USA erhält rund die Hälfte aller Rückenpatienten regelmäßig Opioide. In Australien ist es ein Drittel.
Opioide oder Placebo – Die Schmerzmittel schneiden deutlich schlechter ab
Für ihre Untersuchungen suchten die Forscher 347 Personen aus. Diese litten seit Langem unter anhaltenden Rücken- oder Nackenschmerzen. Zu Beginn der Studie sollten die Patienten ihre Schmerzen an einer klassischen Schmerz-Skala angeben. Der durchschnitte Wert, den die Testpersonen angaben, lag bei 2,78.
Nun wurden die Testpersonen in zwei Gruppen aufgeteilt. Eine Gruppe erhielt sechs Wochen lang Opioide, so wie sie üblicherweise von einem Arzt verschieben werden. Die anderen Personen nahmen für denselben Zeitraum ein Placebo ein. Nach den sechs Wochen sollten die Patienten angeben, wie sie sich unterdessen der Behandlung gefühlt haben und wie stark ihre Schmerzen aktuell sind.
Die Ergebnisse waren eindeutig. Die Gruppe, die Opioide zu sich genommen hatte, gab nun einen höheren Schmerzindex an. Der durchschnittliche Wert lag jetzt bei 2,80. Damit lag er etwas höher als zu Beginn der Studie. Die Vergleichsgruppe, die während den sechs Wochen lediglich Placebos zu sich genommen hatte, gab mit 2,3 eine leichte Verbesserung an.
Mit diesen Ergebnissen sehen die Wissenschaftler ihre These bestätigt, dass die starken Schmerzmittel keinen Langzeiteffekt besitzen und beschreiben, dass die Opioide nicht zu leichtfertig verschrieben und eingenommen werden sollten: „Opioide sollten nicht für akute, unspezifische Rückenschmerzen oder Nackenschmerzen empfohlen werden, da wir keinen signifikanten Unterschied in der Schwere der Schmerzen im Vergleich zu Placebo gefunden haben.“ Die Forscher gehen davon aus, dass sie sogar einen negativen Einfluss auf die Genesung von Rückenschmerzen haben.
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