Bisherige Grippeimpfungen können nur einen Stamm von vielen bekämpfen. Forscher haben aber nun eine Impfung entwickelt, die laut erster Versuche gegen alle Influenzaerreger wirken soll. Sie beruht auf dem gleichen Wirkmechanismus wie die Covid-19-Impfung.
Mediziner müssen jedes Jahr Prognose über dominierenden Erreger erstellen
Pandemien, die durch Influenzaviren ausgelöst werden, sind in der Geschichte des Menschen keine Seltenheit. Anfang des 20. Jahrhunderts starben Millionen Erkrankte an der Spanischen Grippe und auch in den vergangenen Jahrzehnten machten immer wieder Erreger wie die Vogel- oder Schweinegrippe Schlagzeilen. Aufgrund des Aufbaus der bislang bekannten Grippeimpfungen können diese jeweils nur vor einem Influenzaerreger schützen. Es gibt jedoch rund 20 verschiedene Stämme und die Vakzination stärkt den Geimpften meist nur für wenige Monate.
Deshalb müssen jedes Jahr Wissenschaftler und Ärzte eine Prognose abgeben, welcher Erreger in dieser Saison vorherrschen könnte. Eine falsche Entscheidung der Forschenden kann fatale Auswirkungen zur Folge haben: Wenn ein anderer Erreger am häufigsten vorkommt, sind vulnerable Gruppen schutzlos. In solchen Saisons liegt die Sterblichkeit vorrangig bei alten Menschen hoch. Dementsprechend gibt es mehrere Gründe, warum eine allumfassende Influenzaimpfung sehr wichtig wäre.
An diesem Problem arbeitet unter anderem ein internationales Team an Wissenschaftlern mit Sitz in den USA und Kanada. Vor kurzem gingen sie einen Schritt in eine neue Richtung und veröffentlichten ihre Ergebnisse in Fachmagazin „Nature“. Ihre neu erstellte mRNA-Impfung konnte in ersten Versuchen überzeugen und scheint einen Schutz gegen alle Grippeviren zu bieten.
Impfstoff bereits an Mäusen getestet
Die Wissenschaftler machten sich das mRNA-Prinzip der Coronaimpfung von Pfizer und Moderna zunutze. Für den Aufbau werden Antigene verwendet, die in allen untersuchten Stämmen vorkommen. Wenn der Wirkstoff auf die Zellen trifft, wird ein Virusprotein produziert, das zwar milde Symptome auslösen kann, letztlich das Immunsystem auf einen Angriff der Grippeerreger vorbereiten kann.
Die Forschenden testeten diesen neuen Impfstoff an Mäusen, die in der Folge eine hohe Menge an Antikörpern ausbildeten. Die Immunabwehr blieb mindestens vier Monate bestehen und sorgte bei Exposition mit Viren zu stark verminderten Symptomen und geringerer Letalität. Das darf als Erfolg für die Wissenschaftler gewertet werden. „Wir wollen eine Impfung haben, die Menschen eine Basis einer Immunerinnerung für alle Influenzaerreger bietet. Auf diese Weise soll es bei der nächsten Pandemie viel weniger Krankheit und Tod geben“, so Co-Autor Scott Hensley in einer Pressemitteilung. Vor Ansteckung schütze die Impfung allerdings nur geringfügig.
Gefahr von Grippepandemien könnte gemildert werden
Die mRNA-Technologie hat viele Vorteile im Zusammenhang mit Influenza. „Mit einer konventionellen Impfung wäre es schwierig gegen alle Subtypen der Grippe zu immunisieren. Mit der mRNA geht das relativ einfach“, so Hensley weiter. Ein weiterer Pluspunkt besteht in der schnellen Anpassungsfähigkeit an neue Virenstämme. Sollte es in der Zukunft eine Influenzapandemie mit einem neuen Erreger geben, kann zügig ein angepasster Impfstoff entwickelt werden. „Wir glauben, dass diese Impfung die Wahrscheinlichkeit, jemals an einer starken Grippe zu erkranken, signifikant vermindert“, so der Forscher.
Bild von 21saturday auf Pixabay, Artikel von Anna Mikulics