Glyphosat gehört zu den sogenannten Totalherbiziden, das heißt, es tötet alle Pflanzen. Damit ist es sehr effektiv, steht aber gleichzeitig im Verdacht gesundheitsschädlich zu sein. Der Verkauf des umstrittenen Pflanzenschutzmittels war 2016 deutlich geringer als noch in den Jahren zuvor. Trotzdem fehlt es weiterhin an Alternativen.
Während die Menge 2010 noch bei 5000 Tonnen lag, betrug die Menge 2016 nur noch 3800. Dies ging kürzlich aus einer kleinen Anfrage der FDP an die Bundesregierung hervor. Mit 67,6 Tonnen war die Deutsche Bahn der größte Einzelabnehmer von Glyphosat.
Alternativen zu Glyphosat müssen häufiger und in größeren Mengen eingesetzt werden
Erst dieses Jahr hat die Bundesregierung im Koalitionsvertrag beschlossen, die Anwendung von Glyphosat „so schnell wie möglich grundsätzlich zu beenden“. Konkrete Pläne gibt es für einen verbesserten Schutz der Biodiversität gibt es bisher jedoch nicht. Es fehlt vor allem an unschädlichen aber ähnlich effektiven Alternativen für die Landwirte, um ihre Nutzpflanzen auch weiterhin vor Unkraut schützen zu können. Bis jetzt gibt es nämlich noch kein Herbizid, mit dem das möglich wäre. Ein vollumfänglicher Ersatz ist durch andere Unkrautvernichter nicht möglich, muss die Bundesregierung in ihrer Antwort beispielsweise in Bezug auf den Weinbau einräumen. Dort wird wird Glyphosat an den steilen Hängen auf einem Streifen entlang der Weinstöcke ausgebracht, um die Ausbreitung von Unkraut zu verhindern.
Mechanische Alternativen haben Vor- und Nachteile
Laut einer Umfrage unter konventionellen Landwirten setzen circa 40 Prozent von ihnen Glyphosat ein. Alternativen wären im Fall der Weinberge pflanzliche Wirkstoffe und mechanische Strategien. So schlägt die Bundesregierung beispielsweise vor, Mulch zu verteilen und die Rebstöcke von Hand freizuschneiden. Geräte, um den Mulch zu verteilen, kommen aber aufgrund ihrer hohen Anschaffungskosten und ihrer schlechten Nutzung in den steilen Hängen, nur selten vor und sind mit hohem Aufwand und Kosten verbunden.
Um Unkraut im Weinberg loszuwerden, kommen laut Bundesregierung alternativ zu chemischen Unkrautvernichtern nur das Verteilen von Mulch auf dem Boden und das Freischneiden per Hand in Frage. Mulchgeräte seien wegen hoher Anschaffungskosten und geringer Geschwindigkeit allerdings wenig verbreitet und in Steillagen kaum zu gebrauchen. In ebenen Lagen kann Unkraut auch mit einem Pflug, statt mit Herbiziden entfernt werden. Denn durch das Aufwühlen und Umdrehen der oberen Schicht sterben die Unkrauttriebe ab. Am Hang hingegen können dadurch Bodenerosionen begünstigt und der fruchtbare Oberboden geschädigt werden.
Pelargonsäure – umstrittene Alternative
Alternative Optionen haben also Vor- aber auch Nachteile. Glyphosat hingegen „gehört zu den am besten erforschten Mitteln auf dem Markt und hat sich über Jahrzehnte bewährt“, sagt Carina Konrad, Agrarexpertin der FDP und selbst Landwirtin. Ihrer Meinung nach braucht es zunächst einmal bessere Alternativen, als den uneffizienten Einsatz von Geräten und Stoffen, die schlechter erforscht sind und von denen man größere Mengen einsetzen müsste.
Einen solchen Alternativ-Stoff setzen bereits jetzt einige Städte in Deutschland um öffentliche Wege vor Unkrautwuchs zu bewahren. Pelargonsäure ist ebenfalls ein Breitbandherbizid. Deren Risiken für die Umwelt sind allerdings schlechter erforscht als die von Glyphosat, und auch weitaus unwirksamer, wodurch Pelargonsäure in einer viel hören Menge eingesetzt werden muss. Und unbedenklich ist ihr Einsatz ebenfalls nicht, denn „Breitbandherbizide haben nach Einschätzung des BMU grundsätzlich negative Auswirkungen auf die Biodiversität“ so Konrad. Bis es man eine befriedigende Alternative für Umwelt und Agrarwirtschaft gefunden hat, wird es vermutlich noch eine Weile dauern.