Die Gletscher schmelzen, der Schnee kommt später – der Klimawandel stellt die Landwirtschaft weltweit vor enorme Herausforderungen. Eine neue Studie des Desert Research Institute in den USA zeigt nun, dass eine geplante Ausweitung von Stauseen allein nicht ausreichen wird, um die prognostizierten Wasserengpässe auszugleichen. Stattdessen müssen die Agrargemeinden ihre Anbaumethoden überdenken und Wasserschutzstrategien entwickeln.
Klimamodelle bis ins Jahr 2100
Die Forscher haben für 13 landwirtschaftliche Gemeinden im Westen der USA untersucht, wie sich der Klimawandel auf Schneefall, Schmelze und Wasserverfügbarkeit auswirken wird. Dabei konzentrierten sich die Wissenschaftler auf Gemeinden, die sich in Oberlaufgebieten befinden und damit von erheblichen Klimaveränderungen betroffen sind. Sie gelten auch als Wegweiser für die Zukunft der gesamten Region. Mehrere von ihnen befinden sich im oberen Colorado River Basin, das in den Hauptstamm des Flusses mündet – ein Wassersystem, das mehr als 40 Millionen Menschen versorgt. „Viele dieser Gebiete versorgen andere Gemeinden flussabwärts mit Wasser“, so Studienautorin Beatrice Gordon. „Wenn also die Nachfrage steigt und das Angebot sinkt, wirkt sich das nicht nur auf dieses Gebiet aus, sondern auch auf die Gebiete, die flussabwärts auf dieses Wasser angewiesen sind“.
Um die Risiken für die Landwirtschaft zu bewerten, sammelten die Wissenschaftler historische Daten zu Bewässerung, Schneeaufkommen und Schmelzmuster. Mithilfe von Klimaprognosen bis 2100 modellierten sie dann, wie sich Angebot und Nachfrage entwickeln könnten. Ihr Fazit: Einige Regionen werden bis Ende des Jahrhunderts nur noch die Hälfte des Wassers zur Verfügung haben, auf das sie bisher zählen konnten.
Fokus auf lokale Maßnahmen
„Viele Entscheidungen über Wasser werden auf lokaler Ebene getroffen, aber es gibt eine große Diskrepanz zwischen dieser Realität und der Makroebene der meisten Forschungsarbeiten zu diesem Thema“, so Gordon weiter. „Wir wollten wirklich verstehen, wie die Zukunft auf der Ebene aussehen könnte, auf der die meisten Gemeinden ihre Wasserressourcen verwalten. Welche Hebel haben die Menschen in diesen Gemeinden, wenn es um eine Zukunft mit weniger Schnee geht?“
Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass weitreichende Maßnahmen zur Wassereinsparung notwendig werden, wie z. B. Änderungen der Anbauform und des Anbauflächenumfangs. Dies könnte dazu beitragen, dass durchschnittlich etwa 20 % der Reservoirkapazität wiederhergestellt werden. Eine reine Änderung der Speicherkapazität hingegen wäre nicht sonderlich effizient, da der Zeitpunkt und die Verfügbarkeit von Niederschlägen immer unvorhersehbarer werden.
„Wir haben all diese Daten zusammengetragen und uns ein Bild von den Risiken gemacht, aber auch von den Möglichkeiten, das Risiko durch Anpassung zu verringern“, so Gordon. „Unser Ziel war es, das Ganze so relevant wie möglich für die Menschen zu machen, die vor Ort Entscheidungen treffen. Die Studie wurde im Fachmagazin „Earth’s Future“ veröffentlicht.
Bild von Yves Bernardi auf Pixabay