Die Folgen des Klimawandels sind in diesem Sommer auch in Europa zu spüren. Die lange Dürre betrifft ganz besonders die Weizenerträge, die mit steigender Wasserknappheit stark zu sinken drohen. Das betrifft in einem lokalen Kontext zuerst die Bauern, jedoch wird Weizen größtenteils auf dem Weltmarkt verkauft. Dadurch sind Ernteausfälle durch Extremwetter oder Probleme mit den Lieferketten global zu spüren. Den genauen Zusammenhang von Weizenproduktion und Klimawandel hat nun eine neue Studie eines internationalen Forscherteams untersucht, die im Magazin One Earth veröffentlicht wurde.
Weizen als globaler Sicherheitsgarant
Durch eine neuartige Ensemble-Methodik, welche das Zusammenspiel zwischen Wirtschaft, Klima und Weizen analysiert, konnten die Wissenschaftler neue Einblicke in die jetzigen und zukünftigen Folgen des Klimawandels auf den Weizenhandel gewinnen.
Sie fanden heraus, dass der wichtigste Indikator für Endpreise die wirtschaftspolitische Dynamik zwischen Import und Exportländern ist, und nicht wie zuvor erwartet der Weizenertrag. Bei einer Klimaerwärmung von zwei Grad Celsius soll der Weizenertrag demnach in Ländern, die in hohen Breitengraden gelegen sind, noch weiter steigen, während die Länder in niedrigen Breitengraden mit einem niedrigeren Weizenertrag rechnen müssen. Diese Unterschiede in Weizenerträgen führen zu vermehrtem Druck auf dem Weltmarkt, die Nachfrage und das Angebot des Weizens zu verbinden. Es wird angenommen, dass die höheren Importkosten sich auch auf die Endpreise negativ auswirken.
Ist eine liberale Handelspolitik eine Lösung?
Die Forscher spekulieren, dass eine liberale Handelspolitik die Mobilität der Märkte erhöhen würde. Eine erhöhte Flexibilität könnte auch dazu führen, dass auf die Folgen des Klimawandels schneller reagiert werden kann. Eine negative Folge könnten die niedrigeren Gewinne für die Bauern in Importländern sein, jedoch könnten die Gewinne für Bauern aus Exportländern steigen.
Die Forscher entwickelten auch eine Empfehlung für die Politik. Sie sehen es als eine wirtschaftspolitische Notwendigkeit, die internationale Handelspolitik für die Folgen des Klimawandels fit zu machen.
Frank Selten, Wissenschaftler am königlichen niederländischen meteorologischen Institut und Co-Autor der Studie, unterstreicht in einer Pressemitteilung die Forderungen: „Diese Studie unterstreicht, dass wirksame Maßnahmen in der Handelsliberalisierungspolitik notwendig sind, um die Getreidenahrungsmittelindustrie in den Importländern zu schützen, die Widerstandsfähigkeit zu fördern und die globale Ernährungssicherheit im Klimawandel zu verbessern“.
Auch andere Wege möglich
Jedoch gibt es auch andere Herangehensweisen, die von Forschern empfohlen werden. Ein anderes Forscherteam suggeriert etwa, dass globale Nahrungssicherheit durch genetische Eingriffe unterstützt werden kann. Das bedeutet, dass der Ertrag des Weizens durch die Nutzung der großen Vielfalt verfügbarer genetischer Ressourcen für Weizen, Anwendung moderner fortschrittlicher Züchtungsinstrumente und kontinuierliche Verbesserungen der Pflanzen- und Bodenbewirtschaftung noch stark verbessert werden kann.
Weizen ist weltweit das zweitwichtigste Korn, direkt nach Reis. Die Nachfrage nach dem Getreide stieg in den letzten Jahren stetig, auf ein jährliches Volumen von 787,47 Millionen Tonnen. Die Nutzpflanze trägt weltweit laut einer vorherigen Studie etwa 20 % zu den gesamten Nahrungskalorien und Proteinen bei.
Besonders Entwicklungsländer sind stark abhängig von Weizen, das deswegen schon mal als Epicenter der globalen Ernährungssicherheit beschrieben wird.
Artikel von Friederike Möller, Bild von Bruno /Germany auf Pixabay