Kühe werden oft als dumme Herdentiere wahrgenommen. Dabei sind die Tiere zu weitaus mehr imstande. Sie können ihre Emotionen und Gefühle in Gesichtsausdrücken offenbaren, miteinander sprechen und gar den Toilettengang erlernen.
Kühe verändern ihre Stimme je nach Situation und Gemütslage
Wie die Universität Sidney in einer Studie herausfand, sprechen Kühe zueinander, um sich über ihren Gemütszustand zu informieren. „Kühe sind gesellige soziale Tiere. Es ist eigentlich gar nicht überraschend, dass sie ihre individuelle Identität ihr Leben lang kommunizieren“, so Studienleiterin Alexandra Green gegenüber dem Independent. „Es ist das erste Mal, dass wir die Stimmen so analysieren konnten, um einen eindeutigen Beweis für dieses Merkmal liefern zu können.“
Demnach können die Tiere ihre Stimme verändern. Individuelle Charakteristika des Muh-Lauts hängen von den Emotionen der Kuh ab, wie im Magazin Scientific Reports nachzulesen ist.
Kühe würden ihre Stimme entsprechend nutzen, um mit der Herde in Kontakt zu bleiben und Aufregung, Erregung, Engagement oder Stress auszudrücken.
Tatsächlich hätten die Kühe sehr distinkte Stimmen. „Selbst ohne sie in der Herde zu sehen, kann ich sagen, wer gerade ein Geräusch macht, einfach basierend auf ihrer Stimme.“ Um auf dieses Level zu kommen, nutzte die Forscherin Rekorder und analysierte die Aufnahmen. 333 solcher Analysen lieferten die Grundlage für die Studie.
Die Kühe würden in allerlei Situationen zueinander sprechen. Dazu zählen sexuell aktive Phasen, beim Warten auf Fressen oder wenn sie von der Gruppe getrennt werden. Ein an der Forschung beteiligter Professor kommentierte laut Independent: „Es ist als würde sie (gemeint: Alexandra Green, Anm. d. Red.) ein Google Translate für Kühe bauen.“
App erkennt Gefühle von Tieren und Schweinen
Dass Tiere selbst Gefühle empfinden und diese auch mitteilen, ist schon länger bekannt. Neu ist hingegen eine Software, die dem Menschen über diese Emotionen informieren kann.
Die Forscher der Wageningen Universität in den Niederlanden präsentierten nun eine App mit der Nutzer Fotos der Tiere anfertigen können und dann über den Gemütszustand der Modells informiert werden. Mittels modernster Methoden der künstlichen Intelligenz konnten Wissenschaftler Kühen und Schweinen Gesichtsausdrücke zuordnen.
Der Entwickler der Anwendung, Suresh Neethirajan präsentierte seine Ergebnisse im bioRxiv preprint Server und beschrieb wie gut seine App funktionieren würde. Im Hintergrund laufen hier künstliche neuronale Netzwerke, wie etwa das YOLO Object Detection System, das physikalische Merkmale der Tiere erkennen und diese ihren Emotionen zuordnen kann. Hebt eine Kuh beispielsweise ihre Ohren, dann ist sie aufgeregt. Um eine solche Erkennung erfolgreich zu bewerkstelligen, wurde das System mit Tausenden Smartphone-Bildern von Kühen und Schweinen trainiert.
Die App soll eine Erkennungsgenauigkeit von rund 85 % aufweisen.
Lernfähig wie der Mensch
Forscher aus Deutschland und Neuseeland betrachteten die Tiere indes von einer – im wahrsten Sinne des Wortes – ganz anderen Seite. Sie brachten Kälbern innerhalb von nur 15 Tagen bei, eine Toilette zu nutzen. Dieser Zeitraum reichte bei 11 von 15 Jungtieren aus, was das Training vergleichbar mit dem Menschen macht.
„Nach 10, 15, 20 Jahren Forschung an Kälbern wissen wir, dass Tiere eine Persönlichkeit haben und sie gehen mit Dingen auf unterschiedlichste Art und Weise um“, so Tier Psychologe Jan Langbein von dem Forschungsinstitut für Landwirtschaftsbiologie gegenüber Farm Online.
Laut eines Artikels im Magazin Current Biology, könnte der animalische Toilettengang gar Auswirkungen auf das Weltklima haben. Würden rund 80 Prozent aller Kuhherden Latrinen verwenden, könnte der Ausstoß an Ammoniak, einem starken Treibhausgas, um rund 56 Prozent gesenkt werden.
Bild von Peggy und Marco Lachmann-Anke auf Pixabay