Einem Forschungsteam der Universität Illinois ist es gelungen, eine Reisstaude zu züchten, die es Landwirten ermöglicht, bis zu acht Ernten einzufahren. Entwickelt wurde die neue Reissorte, indem asiatischer Reis mit Wildreis aus Afrika gekreuzt wurde. Mittels modernster genetischer Hilfsmittel wurde die Hybridreissorte über lange Jahre gezüchtet. 2016 wurden die ersten Feldversuche gestartet. Die offizielle Markteinführung von PR23 – so der Name des Hybrids – erfolgte im Jahr 2018.
Der Forschungserfolg geht auf die Zusammenarbeit mehrerer Institute und Personen zurück wie Erik Sacks, Professor für Agrarwissenschaften der Universität Illinois sowie Fengyi Hu und Dayun Tao, der Yunnan Akademie für Landwirtschaftswissenschaften (Academy of Agricultural Sciences) und dem International Rice Research Institute.
Immense agronomische, wirtschaftliche und ökologische Auswirkungen
Das US-amerikanische Magazin Nature Sustainability spricht von einer von immensen „agronomischen, wirtschaftlichen und ökologischen Auswirkung“ auf den Reisanbau in der chinesischen Provinz Yunnan. Doch auch das Leben von 55.752 Kleinbauern in Südchina und Uganda wurde durch die neue Reissorte maßgeblich verändert.
Reisanbau ist traditionell sehr arbeitsintensiv und teuer. Und Landwirte in China, aber auch in der restlichen Welt, werden immer älter. Dazu kommt, dass der Nachwuchs fehlt, da viele junge Menschen in die Städte abwandern. Die neue Reissorte erleichtert die Arbeit der Bauern deshalb sehr. „Dadurch, dass sie nicht zweimal im Jahr pflanzen müssen, sparen sie sich viel Arbeit und Zeit“, so Professor Sacks.
Bis zu 161 Prozent Gewinnsteigerung bei vergleichsweise weniger Arbeit
Das Forschungsteam kam zu dem Ergebnis, dass sich durch den Reis-Hybrid der Arbeitsaufwand der Reisbauern um 60 Prozent reduziert. Zudem wurde eine immense Kosteneinsparung an Saatgut, Dünger und weiteren Betriebsmitteln festgestellt. „Bei der ersten Ernte war zwischen herkömmlichem und Hybrid-Reis alles gleich. Der Ertrag und die Kosten waren ähnlich, es gab keine Vorteile“, so Sacks. „Aber bei der zweiten und jeder weiteren Ernte stellten wir beim Hybrid-Reis eine enorme Kostensenkung fest, weil erstens kein Saatgut und zweitens weniger Dünger und Wasser benötigt wurden“. Letzteres führte zu einer Gewinnsteigerung des Hybrids zwischen 17 und 161 Prozent, verglichen mit dem herkömmlichen Reis.
Hybrid-Reis verursacht Wende in der Landwirtschaft
Die neue Reissorte ist laut den Forschern zudem sehr klimafreundlich, da der landwirtschaftliche Boden nur einmal jährlich bearbeitet werden müsse. „Die ökologischen Vorteile von PR23 sind beeindruckend und vielversprechend, doch es sind noch viele Forschungsarbeiten notwendig, um das volle Potenzial des Hybrids auszuschöpfen“, so Tim Crews, leitender Wissenschaftler am The Land Institute. Für die Zukunft plant das Forschungsteam, den Reis gegenüber Schädlingen und Krankheitserregern noch resistenter zu machen. Auch soll er, im Vergleich zum herkömmlichen Reis, viel weniger Wasser benötigen und geschmacklich besser werden.
„Ich denke, dass wir mit dem Hybrid-Reis schon jetzt eine Wende erreicht haben. Seit den Anfängen der Landwirtschaft ernähren sich die Menschen von Reis. Wir haben ihnen den Weg für eine bessere Ernte und nachhaltigere Landwirtschaft geebnet“, so die Schlussfolgerung von Professor Sacks.
Artikel von Diana Engelmann, Bild von Sasin Tipchai auf Pixabay