Vulkanologen berichteten in der vergangenen Woche über ein auffälliges Bewegungsmuster unter dem Supervulkan Campi Flegerei. Der Untergrund der Phlegräischen Felder bei Neapel scheint derzeit Gase freizusetzen. Das deutet auf eine erhöhte Aktivität hin und könnte augenscheinlich den Beginn eines Ausbruchs darstellen.
Drei erfahrene Vulkanologen untersuchten die Bilder nun genauer, um Klarheit zu schaffen. Ziel war es, einzuschätzen, ob ein Ausbruch naht oder die Aktivität wieder zurückgehen kann. Ihr Ergebnisse veröffentlichten sie im Fachmagazin Communications earth and environment.
Der Supervulkan ist regelmäßig aktiv
Der Supervulkan unter dem Campi Flegrei ist der größte aktive Vulkan Europas. Aus zurückliegenden Untersuchungen wurde bereits bekannt, dass es regelmäßig Ausbrüche gab. Schon vor rund 40.000 Jahren überzog der Riese halb Europa mit Asche und Rauch.
Der Vulkanologe Christopher Kilburn beschreibt in der Studie vier Phasen, in denen der Vulkan bisher über einen längeren Zeitraum aktiv war: „Eine Ruptursequenz hat sich in vier Episoden des Bodenauftriebs in der italienischen Caldera Campi Flegrei entwickelt: 1950–1952, 1969–1972, 1982–1984 und seit 2004. Wir sagten 2016 voraus, dass sich der Ansatz zum Bruch nach einem zusätzlichen Auftrieb von 30 bis 40 cm an der Stelle der größten Bewegung fortsetzen würde.“
Der Vulkan sei laut den Experten jedoch nie in eine inaktive Phase übergegangen. Sie beobachten seit 2016 einen leichten Gasaustritt, heiße Quellen und regelmäßige vulkanische Beben. Seit 1950 steigerte sich die Aktivität.
Aus den aktuellen Aufzeichnungen lässt sich nun lesen, dass sich unter dem kleinen Küstenort Pozzuoli der Boden um rund vier Meter verschoben hat.
Neues Messverfahren zeigt dramatische Entwicklungen
Einige Forscher schlagen nun Alarm und gehen bereits davon aus, dass der Vulkan in naher Zukunft ausbrechen könnte. Dann wären über 360.000 Menschen, die in näherer Umgebung leben, in Gefahr. Bisher sammelte sich das Magma jedoch in einer undurchlässigen Schicht von 2,5 Kilometer.
Um herauszufinden, wie groß die Gefahr derzeit ist, wendeten die Experten ein neues Verfahren an. Das Modell misst, wie stark das Krustengestein auf den Druck des austretenden Gases reagiert.
Kilburn beschreibt: „Es ist das erste Mal, dass wir unser Modell in Echtzeit anwenden können.“ Bereits bei der ersten Untersuchung wurde klar: „Es ist auch die erste Studie, die Brüche bei einem aktiven Vulkan zeigte.“
Weiter beschreiben die Experten, dass diese Brüche in den vergangenen 40 Jahren bei dem Supervulkan nicht zu beobachten waren. Bisher reagierte die Erdoberfläche noch elastisch auf den Druck. Nun scheint die Belastungsgrenze jedoch erreicht zu sein und es entstehen erste Brüche.
Das Team geht davon aus, dass auf die ersten beobachteten Brüche, weitere folgen werden. Das könnte bei zunehmender Aktivität zu einem Austritt des Magmas führen. Die Experten sehen durch die aktuellen Entwicklungen zurückliegende Prognosen als erwiesen. „Unsere Studie bestätigt, dass die Campi Flegrei weiter auf ein Aufreißen der Kruste zubewegt hat. Allerdings bedeutet dies nicht automatisch, dass dann auch eine Eruption erfolgt.“
Das Team möchte zwar warnen, kann bisher jedoch nicht bestätigen, dass ein Ausbruch stattfinden wird. Es müssten weitere Aktivitäten und Ereignisse zusammentreffen, damit tatsächlich eine Eruption erfolgt.
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