Ein Team von Wissenschaftlern und Biologiestudenten der Universität Leipzig haben auf einer Exkursion in den Auwald ein seltenes Insekt entdeckt. Gleich mehrere Exemplare des Mückenhafts (Bittacus hageni) konnte die Gruppe entdecken. Die Insektenart galt bis 2003 in Deutschland als ausgestorben. Der Fund ist nicht nur eine fröhliche Nachricht, sondern zeigt auch, wie wichtig naturbelassene Schutzzonen für die Artenvielfalt sind und wie deren Bedrohung die Biodiversität verringert. Das Team um die Leiterin der Exkursion, Lisa Hahn, verfasste einen Bericht zu ihrem Fund, der im Fachjournal „Entmologische Nachrichten und Berichte„ veröffentlicht wurde.
130 Jahre lang ausgestorben und jetzt wieder da
Obwohl der Mückenhaft winzig ist, ungefähr so groß wie eine 5-Cent-Münze, ist die Bedeutung des Funds für die Wissenschaft groß. Der Vertreter der Gruppe der Schnabelfliegen, der der Gruppe bei ihrer Exkursion im Juli dieses Jahres ins Netz ging, galt in Deutschland für über 130 Jahre als ausgestorben. Nach seinem Erstfund im 19. Jahrhundert, wurde er erst im Jahre 2003 von einem Göttinger Zoologen-Team wiederentdeckt. Der Vertreter der Art, der einer Studentin der Exkursion in die Hände fiel, ist der erste dokumentierte Fund in Ostdeutschland. „Als ich sah, was die Studentin gefunden hatte, war mir gleich klar, dass es sich um etwas ganz Besonderes handeln musste und schickte sofort Bilder an meine Kollegen“, erklärt die Exkursionsleiterin Hahn in einer Pressemitteilung der Uni Leipzig.
Motiviert durch ihren Fund, konnte die Wissenschaftlerin in den nächsten Tagen noch andere Exemplare fangen. Der Bedeutung der Entdeckung ist sich auch Dr. Detlef Bernhard bewusst, der in der Arbeitsgruppe Molekulare Evolution und Systematik der Tiere mitwirkt. „Es ist sehr schwierig und ein glücklicher Zufall, diese Art nachzuweisen, da sie extrem versteckt lebt und nur vereinzelt vorzukommen scheint“, äußert sich der Wissenschaftler in der Mitteilung.
Leipziger Auwald ist ein Refugium für bedrohte Arten
Dabei ist der Mückenhaft nicht das einzige seltene Insekt, dass im Leipziger Auwald zu finden ist. Auch das Deutsche Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) hat die Bedeutung des Waldes erkannt und erforscht die Verbreitung bedrohter Insektenarten im Ökosystem. Dr. Bernhard ordnete die Bedeutung des Waldes ein: „Dieser Fund bestätigt auch die herausragende Bedeutung des Leipziger Auwalds als Refugium für bedrohte Arten und besonderen Lebensraum in Europa, den es unbedingt in seiner jetzigen Größe und Ausprägung zu erhalten gilt.“
Nach Einschätzung der Biologen unterstreicht dies auch die Wichtigkeit von Feldexkursionen für Studenten, für die oft die finanziellen Mittel fehlen. Neben der Entdeckung von neuen Arten, bieten die Ausflüge genauso die Möglichkeit, die studierten Arten in ihrem natürlichen Lebensraum zu beobachten und zu analysieren. „Da es innerhalb der Universität und auch der Fakultät für uns immer schwieriger wird, Mittel für Freilandexkursionen zu erhalten, freut mich dieser Fund ganz besonders, zeigt es doch unseren Studierenden hautnah, wie spannend und faszinierend Biologie sein kann und wie wichtig es ist, raus in die Natur zu gehen und nicht nur noch vor dem Bildschirm oder im Labor zu sitzen“, erklärt Prof. Dr. Steinfartz.
Durch den Fortschritt der Wissenschaft ist es jetzt auch erstmals möglich, den genetischen Fingerabdruck des Insekts zu analysieren und seine DNA in die Datenbanken aufzunehmen. Dank der Methode, die Prof. Steinfartz für die Erbgutsanalyse entwickelt hat, ist die Entnahme der Probe sogar ohne Schaden für den Mückenhaft möglich.
Bildquelle: Lisa Hahn, veröffentlicht durch die Uni Leipzig