Hunde gehören für viele Menschen zum Alltag, sind Familienmitglied, Unterstützung oder einfach treuer Begleiter. Aufgrund vergangener Studien ist bereits bekannt, dass die Vierbeiner den menschlichen Gesichtsausdruck sehr genau deuten können und auch ohne Wahrnehmung des Geruchs erkennen, ob wir wütend, traurig oder glücklich sind. Ein Team von Biologen wollte diese Fähigkeit nun auch am Gehirn der Hunde beweisen und veröffentlichte die Ergebnisse im Wissenschaftsmagazin Nature.
Ein Hirnareal für Körperhaltung
Für ihre Forschungen untersuchten die Wissenschaftler der Universität Wien 15 Hunde mit bildgebenden Verfahren. Dabei zeigten sie den Tieren verschiedene Bilder von Objekten, wie Spielzeug, Tischen oder Schuhen. Zum Vergleich wurden ihnen Fotos von lächelnden Personen gezeigt.
Währenddessen zeichnete ein funktioneller Magnetresonanztomograf (fMRT) Bilder der aktivierten Gehirnareale auf. Durch sie konnten die Tier- und Hirnforscher beobachten, wie verschieden die Hunde auf die gezeigten Bilder reagierten.
Dabei stelle sich heraus, dass Hunde ein spezielles Hirnareal besitzen, welches ausschließlich aktiviert wird, wenn sie menschliche Mimik oder Körperhaltungen beobachten. Magdalena Boch, Chefautorin der Studie, beschreibt: „Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass Gesichter für Hunde ebenfalls als ein wichtiges Merkmal und eine Informationsquelle zur Kommunikation dienen.“
Die Forscher erläutern, dass auch Menschen ein solches Areal besitzen. Es wird aktiv, wenn Personen den Gesichtsausdruck oder die Körperhaltung eines Mitmenschen beurteilen. Dieser soziale Teil des Gehirns soll zum einen Sympathie stärken, aber auch vor „bösen Begegnungen“ schützen.
Ähnlich – aber anders vernetzt
Um diese Verbindungen zwischen Menschen und Tier beweisen zu können, durchliefen auch 15 Personen denselben Test, wie zuvor die Vierbeiner. Dabei stellten die Forscher fest, dass das entsprechende Gehirnareal ähnliche Aktivitäten zeigte.
Die Verarbeitung dieser Aktivität geschieht jedoch auf eine andere Weise. Die Struktur der Menschen ist darauf ausgelegt, die Gesichter zu beurteilen. Hunde jedoch konzentrieren sich vermehrt auf die Körperwahrnehmung und Bewegung.
Diese Ergebnisse untermauern bisherige Untersuchungen und Annahmen von Tierpsychologen und Hundetrainern. Die Forscher stellen einen Vergleich zum früheren Leben der Hunde auf: „Im Wolfsrudel müssen die Tiere die Mitglieder genau lesen und verstehen können, was andere Tiere ausdrücken.“
Dank dieser evolutionären Begabung können Blinden- oder Begleithunde Personen im Alltag unterstützen und sogar erkennen, wenn sie Hilfe benötigen.
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