Der Lernfortschritt von Kindern im schulfähigen Alter soll besonders unter der Pandemie der letzten zwei Jahre gelitten haben, das zeigt eine Studie der Oxford Universität.
Kinder lernen langsamer und weniger
Die neue Metastudie bewertet Ergebnisse zum Ausmaß der Lerndefizite während der Pandemie. Das Team um Bastian Betthäuser veröffentlichte seine Erkenntnisse kürzlich im Nature Human Behaviour Journal.
In einer systematischen Überprüfung und Meta-Analyse von 42 Studien aus 15 Ländern zum Thema Lernen während der COVID-19-Pandemie zeigen die Wissenschaftler besorgniserregende neue Erkenntnisse für den Lernfortschritt von Kindern im schulfähigen Alter: Die Forschenden entdeckten, dass der Lernfortschritt sich insgesamt erhebliches verlangsamt habe. Dabei seien Lerndefizite schon früh in der Pandemie aufgetreten und haben im Laufe der Zeit angehalten. Betthäuser geht sogar davon aus, dass sich die Defizite seitdem nicht geschlossen, sondern eher noch vergrößert haben.
Besonders groß seien die Lerndefizite bei Kindern mit niedrigem sozioökonomischem Hintergrund. Im Vergleich seien die Unterschiede auch in mathematischen Fächern größer als im Lesen und in Ländern mit mittlerem Einkommen größer als in Ländern mit hohem Einkommen. Insgesamt haben Schüler wohl bis zu 35 % des Lernwerts während der COVID-19-Einschränkungen eingebüßt.
Kinder aus schwachen sozialen Schichten besonders betroffen
Das Team untersuchte für die Forschung standardisierte Lernfortschritte, zu denen seit Beginn der Pandemie 2020 Daten erhoben wurden. Unter den in die Studie einbezogenen Ländern waren unter anderem auch Deutschland, Dänemark, Kolumbien, Mexiko und den USA. Die Wissenschaftler zeigten sich jedoch besorgt über die mangelnde Lage an Daten aus Ländern mit niedrigem Einkommen, die in der Metastudie so gut wie unberücksichtigt bleiben und die Ergebnisse somit leicht verzerren können.
Die Forscher glauben daher, dass sich mit weiteren Studien die Evidenzlage noch vergrößern könne. Frühere Studien sollen bereits darauf hindeuten, dass sich Lerndefizite nur schwer kompensieren lassen und tendenziell langfristig bestehen bleiben. Künftige Forschungsarbeiten können die Lernfortschritte von Schülerkohorten in verschiedenen Ländern weiter verfolgen, um herauszufinden, wie sich die Lerndefizite dieser Kohorten seit dem Ausbruch der Pandemie entwickelt haben und weiter entwickeln, meinen die Wissenschaftler. Dabei sei besonders darauf zu achten, die Unterschiede innerhalb der sozialen Schichten zu beachten.
„Das Fortbestehen von Lerndefiziten zweieinhalb Jahre nach der Pandemie unterstreicht die Notwendigkeit gut durchdachter, gut ausgestatteter und entschlossener politischer Initiativen zur Behebung von Lerndefiziten“, so Bettäuser. „Politische Initiativen zum Ausgleich von Lerndefiziten müssen vorrangig Kinder mit niedrigem sozioökonomischem Hintergrund unterstützen, damit sie den Lernrückstand, den sie während der Pandemie verloren haben, aufholen können.“