Nachdem der Mensch den Geparden vor rund 70 Jahren in Indien ausgerottet hatte, kehrt er nun zurück in sein Revier. Im Jahr 1952, vor genau 70 Jahren erklärte das Land die Großkatze für ausgestorben, nachzulesen in dem Plan der Auswilderung. Der Lebensraum der Tiere begann bereits Jahrzehnte zuvor zu schrumpften, zunächst mangelte es den Raubkatzen an Beutetieren, dann drang der Mensch immer weiter in ihre Umwelt ein. Nun wagt ein Biologen-Team um Bhupender Yadav und Laurie Marker mit acht Geparden aus der vergleichsweise großen Population in Afrika den Neuanfang in Indien.
Eine spektakuläre Reise
Das Team hatte die Tiere vor ihrer großen Reise mehrmals untersucht und auf den Transport vorbereitet. Die Aktion erforderte viele Genehmigungen und freiwillige Helfer. „Aber die Regierung hat die richtigen Leute damit beauftragt“, so Marker. „Es ist eines der größten Umsiedlungsprojekte, die es im Artenschutz je gab.“
Die lange Planung der Übersiedelung der Tiere hatte sich gelohnt, am 17. September wurden acht Geparde aus dem 8000 Kilometer entfernten Namibia in den indischen Kuno-Nationalpark gebracht. Vor Ort wurden sie vom Premierminister Narendra Modi begrüßt.
The cheetahs have landed safely in India and have been released into @KunoNationalPrk! Dr. Laurie Marker and staff monitored the health of the cheetahs during the flight and everything went very smoothly. https://t.co/YVvrBcv9nv
— Cheetah Conservation Fund (@CCFCheetah) September 17, 2022
Noch weitere Überführungen geplant
Aktuell befinden sich die fünf Weibchen und drei Männchen noch in einem Überführungsquartier. Derzeit wird der Nationalpark mit Beutetieren für das Raubtier aufgestockt, dafür werden Gazellen- und Impala-Herden umquartiert. Sobald alles vorbereitet ist und die Geparden einen letzten Gesundheit-Check hinter sich gebracht haben, werden sie ausgewildert.
Laut Berechnungen der Forscher bietet der Nationalpark Platz für rund 21 Geparden, je nachdem wie schnell die Tiere sich fortpflanzen, soll die Fläche, die ihnen bald als Heimat dient, um weitere 3200 Quadratkilometer vergrößert werden. Jedoch sei es bis dahin noch ein langer Weg. „Es wird viele Jahre dauern, bis wir eine lebensfähige Population in Indien haben werden“, so Marker.
Um die Population jedoch weiter zu stärken, sollen innerhalb der nächsten fünf Jahre, weitere 50 Tiere nach Indien geholt werden. Darüber berichtete das Ministerium für Umwelt.
Ein dramatisch kleiner Bestand
Die vermutlich letzten Geparde wurden 1947 von dem Herrscher des Fürstentums Koriya, Maharadscha Ramanuj Pratap Singh Deo erschossen. Das Foto, auf dem der Mann mit den drei toten Tieren zu sehen ist, hält die letzte Sichtung dieser Tiere für viele dutzende Jahre fest. Doch jetzt kann der Gepard damit beginnen, die alte Heimat wieder für sich zurückzugewinnen.
Die Nachricht ist ein kleiner Hoffnungsschimmer für das Tier. Denn der Gepard hält neben der Tatsache, das schnellste an Land lebende Raubtier der Welt zu sein, noch einen weiteren traurigen Rekord: er ist auch die seltenste Raubkatze in Afrika. Auf dem Kontinent gibt es laut Schätzungen nur noch rund 6500 ausgewachsene Tiere. In Asien sind die Entwicklungen noch verheerender. So sollen weniger als 50 Exemplare im Iran leben. Möglicherweise waren es diese erschreckenden Zahlen, die einige Biologen nun zum Handeln bewegte.
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