Der Schatz von Priamos, der laut Legenden dem gleichnamigen König gehörte, ist sagenumwoben. Er steht für den unerschöpflichen Reichtum Trojas. Im Jahr 1873 entdeckte der deutsche Archäologe Heinrich Schliemann einen Teil dieses Schatzes, dessen Fund ihn weltberühmt machte. Schon vor einiger Zeit stellte sich heraus, dass der Goldschmuck ein ungefähres Alter von 4.000 Jahren aufweist. Doch lange blieb man im Ungewissen darüber, woher das verwendete Gold stammte. Nun konnte diese Frage zum Teil geklärt werden: Das Gold hat die gleiche chemische Zusammensetzung wie Fundstücke aus Mesopotamien und Georgien. Die deutschen Forscher veröffentlichten unlängst die Ergebnisse im „Journal of Archaeological Science“.
Altertümliches Gold war nie rein
Der Schatz besteht aus einer schier unglaublichen Anzahl von Goldschmuck, Silberbechern und Bronzeteilen. „Die enorme Menge von Goldobjekten hoher Qualität ist erstaunlich, vor allem, weil solche Horte wertvoller Objekte zuvor aus der Ägäis und Westanatolien nicht bekannt waren“, erklären die Mitarbeiter des Curt-Engelhorn-Zentrums für Archäometrie (CEZA) in einer Pressemitteilung. Erst durch diesen Fund konnte der Beweis für die Existenz von Troja erbracht werden. Dementsprechend sind die Schmuckstücke nicht nur wegen des Goldes sehr wertvoll.
Wegen des hohen Werts durfte der Schatz weder transportiert noch untersucht werden. Bei den typischen Analysen hätte ein Teil des Schatzes geopfert werden müssen. Doch die Wissenschaftler des CEZA fanden jüngst eine Lösung für das Problem: Sie verwendeten einen transportablen Laser, durch den sie für das Auge unsichtbare Proben aus den Schmuckstücken entnahmen. Diese wurden danach im Massenspektrometer auf ihre chemische Zusammensetzung untersucht. Da altertümliches Gold immer aus einer Mischung von mehreren Metallen – beispielsweise Palladium, Platin oder Zinn – besteht, kann auf diese Weise der Ursprungsort herausgefunden werden.
Weite Handelsbeziehungen schon vor 4000 Jahren
Die chemische Zusammensetzung stimmte mit Goldfunden aus der mesopotamischen Stadt Ur überein. Der Ort befindet sich mehrere tausend Kilometer entfernt von Troja. Doch auch in Ur kann der Ursprung nicht liegen, denn in Mesopotamien gibt es keine Vorkommen des Metalls. „Wenn wir den Anteil von Spurenelementen im Gold aus Troja und Ur betrachten, so zeigt bronzezeitliches Gold aus Georgien die größte Übereinstimmung mit den genannten Fundorten“, erklärt Co-Autor Ernst Pernicka. Auch in georgischem Gebiet wurden Funde sichergestellt, die die gleiche Goldzusammensetzung widerspiegelten.
Dieser Zusammenhang könnte gar bahnbrechend sein. „Es muss Handelsbeziehungen zwischen diesen weit entfernten Regionen gegeben haben“, sagt Pernicka. Bis in jüngster Vergangenheit nahmen Archäologen an, dass es vor 4000 Jahren noch keinen Handel über so weite Strecken gegeben hatte. Doch es gibt auch andere Hinweise für diesen Sachverhalt. So wurden in verschiedenen Teilen von Eurasien Schmuckstücke gefunden, die die gleichen Formen aufweisen. „Diese Ähnlichkeiten könnten darauf hindeuten, dass damals nicht nur das Edelmetall zwischen diesen weit entfernten Orten gehandelt wurde, sondern auch die Schmuckstücke selbst“, ergänzen die Forscher des CEZA.
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