Der Abbau von Manganknollen aus der Tiefsee ist offenbar sowohl ökologisch als auch gesundheitlich bedenklich. So wird beim Abbau das giftige und radioaktive Gas Radon freigesetzt. Teilweise wird der Grenzwert um das Tausendfache überschritten. Das geht aus neuen Untersuchungen hervor, die Jessica Volz vom Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung leitete. Die Ergebnisse wurden vor wenigen Wochen in den Scientific Reports veröffentlicht.
Eisenhaltige Tiefseeknollen
Die Industrie versucht immer wieder neue Materialien herzustellen, zu erforschen oder abzubauen. Vor einigen Jahrzehnten stieß man dabei auf die Manganknollen. Diese finden sich in der Tiefsee, und galten bisher als vielversprechender Rohstofflieferant. Darin sind unter anderem Kupfer, Nickel, Seltene Erden und Kobalt enthalten. Auf diese Rohstoffe ist besonders die Technologie-Branche angewiesen. Angesichts dessen kam schnell der Gedanke auf, die runden Knollen im großen Stil abzubauen.
Noch in diesem Jahr sollen entsprechende Gesetzgebungen angekündigt werden, die den Abbau in verschiedene Gebiete unterteilen soll. Die Autoren der Studie beschreiben, dass besonders der Pazifik eine große Quelle für die Knollen sein könnte.
„Seit der Entdeckung von Tiefsee-polymetallknoten wurden diese Minerallagerstätten auf ihr kommerzielles Ressourcenpotenzial untersucht. Die größte Ablagerung von polymetallischen Knollen befindet sich in der Clarion-Clipperton Zone (CCZ) im NE-Pazifik-Ozean bei 4000-6000 m Wassertiefe, wo sie etwa 30 Milliarden Tonnen große Gebiete des Meeresbodens abdecken. Die Anreicherung kritischer Elemente wie Ni, Cu, Mn, Co, Li, REE und Y in polymetallischen Knollen macht sie für die kommerzielle Nutzung für die Entwicklung von Hochtechnologie (z. B. Handys, Batterien, Permanentmagnete)2 attraktiv.“
Untersuchungen zeigen einen enormen Strahlenwert
Im Hinblick auf diese Aussichten für die Technologie-Branche und dem bevorstehenden Abbau machten es sich die Forscher zur Aufgabe, die Knollen genauer zu untersuchen. Dabei führten sie Messungen durch, die in den Jahren 2015 und 2019 in der Clarion-Clipperton-Zone gesammelt wurden.
Dabei stellten sie fest, dass die Manganknollen außerordentlich radioaktiv sind. Der Wert war teilweise so erhöht, dass die Messgeräte der Forscher ihr Limit erreicht hatten. Die Radioaktivität in den Knollen entsteht durch den Zerfall von verschiedenen Isotopen.
Das Team erläutert: „Wir untersuchen die Verteilung ausgewählter radioaktiver Isotope (Th-230, Ra-226, Pa-231, Rn-222) in polymetallischen Knötchen aus der CCZ. Da diese alpha-emittierenden Radioisotope und ihre Tochterisotope beim Umgang mit natürlich vorkommenden radioaktiven Materialien (NORM) ein erhebliches Risiko für den Menschen darstellen können.“
Wissenschaftler raten vom Abbau der Knollen ab
Aufgrund dieser Untersuchungsergebnisse warnen die Wissenschaftler vor einem Abbau der Manganknollen. Dieser könnte sowohl für die Umwelt als auch für den Menschen erhebliche Folgen haben: „Unsere neue Studie zur Radioaktivität von Manganknollen zeigt nun, dass sich neben den Folgen für die Meeresökosysteme auch potenzielle Gesundheitsgefahren für Menschen durch die Förderung und Verarbeitung von Manganknollen sowie der Nutzung der daraus gewonnenen Produkte ergeben können“.