Im Roten Meer versteckt sich in einer Tiefe von 1.770 Meter eine Überraschung. Forscher haben im Rahmen einer Kartierung des Gebiets einen Salzsee mit einer Fläche von 10.000 Quadratmetern entdeckt. In dieser hochkonzentrierten Salzlauge ist nahezu kein Leben möglich, jedoch ist in den Randgebieten eine äußerst spezialisierte Fauna zu beobachten, die sich die Besonderheiten der Umgebung zunutze macht.
Lebewesen spezialisieren sich auf toxische Umgebung
Salzseen sind in der Regel kein Ort für Leben. Das Wasser ist mit einer Salinität von 160 PSU (Practical Salinity Units) zu konzentriert und weist nahezu keinen Sauerstoff auf (zum Vergleich: in der Nordsee herrscht eine Salinität von 40 PSU und in Süßwasser nur 0,1 PSU). Nur wenige Mikroorganismen fühlen sich hier noch wohl, sogenannte Extremophile. Wenn man einen derartigen Tümpel allerdings am Grund eines belebten Meeres entdeckt, dann findet man eine florierende Landschaft vor, die sich rund um den marinen Salzsee entwickelt hat.
Hier gibt es nicht nur verschiedenste Bakterien, die den Rand des Sees in unterschiedliche graue und orange Farben tauchen, sondern auch Hundshaie, Plattfische und Aale. „Die Aale wurden mehrfach dabei beobachtet, wie sie in die Lauge abtauchten, wahrscheinlich um Tiere zu fangen, die von dem anoxischen Wasser betäubt oder getötet worden waren“, so Sam Purkis von der University Miami laut dem Online Magazin Scinexx. Auch Garnelen sollen sich diese Strategie zu eigen gemacht haben, um so immer wieder Nahrung zu finden. „Solche unterseeischen hypersalinen und sauerstofffreien Laugentümpel sind für die Forscher besonders spannend, denn sie repräsentieren eines der extremsten Habitate der Erde“, schreiben die Ozeanologen. „Die chemosynthethischen Aktivitäten der mikrobiellen Gemeinschaft im Tümpel ernähren direkt und indirekt eine reiche Ansammlung von mehrzelligen Tieren wie Fischen, Krebsen und Mollusken“.
Überraschender Fund in Küstennähe
Den 260 Meter langen und 70 Meter breiten Salztümpel hatten die Forscher bei der Kartierung des Meeresgrunds im Golf von Akaba vor der saudi-arabischen Küste überraschend gefunden. Sie hatten hierfür einen speziellen Tauchroboter verwendet, der den harschen Bedingungen der Tiefsee standhalten konnte. „Wir hatten Glück, denn die Entdeckung erfolgte in den letzten fünf Minuten der zehnstündigen Tauchzeit“, so Purkis. Zu erkennen war der in einer Senke liegende See optisch durch seine schimmernde Oberfläche. „Es ist der erste Fund eines solchen Laugentümpels außerhalb des Hauptbeckens des Roten Meeres“, so die Wissenschaftler.
Tatsächlich ist der Salzsee lediglich zwei Kilometer von der nächsten Küste entfernt. Sein Salzgehalt ist durch Zuströme aus einer Schicht aus Steinsalz zu erklären, die den See füttern. Schon oberhalb der Senke, die etwa 800 Meter unter dem gewöhnlichen Niveau des Meeresbodens liegt, seien immer wieder Stellen zu sehen gewesen, die die Salzlauge abgab.
Ihre Ergebnisse veröffentlichten die Forscher im Fachmagazin Nature Communications.