Das Bundesamt für Strahlenschutz hat neue Karten veröffentlicht, die anzeigen, in welchen Teilen Deutschlands radioaktives Radongas vorkommt. Hierfür wurden sowohl neue Messungen als auch Methoden des maschinellen Lernens verwendet, die die Belastung genauer kartografiert als jemals zuvor. In besonders belasteten Regionen können die Werte ein potenzielles Gesundheitsrisiko darstellen.
Ost- und Süddeutschland besonders betroffen
Radon ist ein natürlich vorkommendes Gas, das beim Zerfall von Uran und Thorium entsteht. Das radioaktive Element hat seinen Ursprung somit in den tieferen Gesteinsebenen, vorwiegend in Regionen mit Granit und anderen uranhaltigen Gesteinen, steigt aber an die Oberfläche und kann so selbst in Gebäude eindringen. Besonders in Ost- und Süddeutschland finden sich solche Regionen in den Mittelgebirgen.
Bewohner, die dieser Radon-Belastung über einen gewissen Zeitraum ausgesetzt sind, tragen ein erhöhtes Risiko, an Lungenkrebs zu erkranken. Auch deswegen misst das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) regelmäßig die Radon-Werte in der Bundesrepublik. Mithilfe von Sensoren an rund 6.300 einzelnen Messstationen kann so festgestellt werden, wie hoch die Radon-Konzentration in den Böden ist und wie anfällig der Untergrund für ausströmendes Gas ist. Die neuen Karten wurden mit Daten aus Aufzeichnungen zwischen 1992 und 2020 gefüttert und beinhalten somit Informationen aus fast 30 Jahren geologischer Geschichte Deutschlands, die zunehmen auch vom Klima beeinflusst wird.
Karte besitzt 90-prozentige Genauigkeit
Das BfS gibt die Genauigkeit der neuen Karte mit 90 Prozent an. So wahrscheinlich ist es in der jeweiligen Region, dass die angegebenen Werte den tatsächlichen Belastungen vor Ort entsprechen oder darunter liegen. Neben der generellen Gas-Belastung hat sich das Bundesamt auch mit dem sogenannten Radon-Potenzial befasst. Hierbei geht es um eine deutlich konkretere Gefahr für den Menschen, da der Wert angibt, wie viel Gas tatsächlich aus dem Gestein entweichen und in Gebäude eindringen kann.
Zu den grundlegenden Radon-Werten im Boden wird entsprechend die Durchlässigkeit der Untergründe mit einberechnet. Diese ist wiederum von den geologischen Strukturen der Gebiete abhängig. Zwischen den Messpunkten konnten dank moderner Geologie, die auch auf maschinelles Lernen setzt, auch Areale in die Karte aufgenommen werden, die nicht mit Sensoren bestückt waren. Die Wissenschaftler schätzten die Belastungen schlichtweg mithilfe mathematischer Methoden.
Die Karten sind kostenfrei auf der Webseite des BfS einzusehen. Zwar seien die Radon-Karten nicht dazu geeignet, die Werte einzelner Grundstücke exakt zu ermitteln, jedoch liefern sie einen Anhaltspunkt, um das Gefahrenpotenzial möglicher radioaktiver Belastung einzuschätzen. Tatsächliche Werte würden eine eigene Messung vor Ort erforderlich machen.
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