Kryptowährungen werden oftmals als sicherer Hafen für Anleger proklamiert. Die digitalen Währungen sollen etwa Schutz vor wirtschaftlichen Turbulenzen bieten. Eine Studie, die nun in der Fachzeitschrift International Review of Financial Analysis veröffentlicht wurde, deutet jedoch darauf hin, dass diese Annahme in Zeiten erheblicher globaler Umwälzungen möglicherweise nicht zutrifft.
Unterschiedliche Preisfaktoren berücksichtigt
Das internationale Forscherteam der Bangor University in Wales, der Wirtschaftsuniversität Posen in Polen, der Nikolaus-Kopernikus-Universität in Polen und der Universität Montpellier in Frankreich wählte einen umfassenden Ansatz und analysierte verschiedene Indizes, die unterschiedliche Risikobereiche abdecken. Dazu gehörten geopolitische Faktoren, Indikatoren für wirtschaftliche Unsicherheit und Volatilitätsindizes für Rohstoffe wie Rohöl und Gold. Durch die Untersuchung eines breiten Portfolios von Kryptowährungen versuchten die Forscher, die Bedeutung und das Ausmaß der Risikoübertragungen zwischen der Preisbildung von Krypto-Assets und der realen Wirtschaft zu vergleichen. Dabei berücksichtigten die Ökonomen, wie stark die Kryptowährungspreise mit Faktoren wie der Entwicklung des Aktienmarktes und der Volatilität der Ölpreise zusammenhängen. Auch die Auswirkungen turbulenter Perioden wie der COVID-19-Pandemie und des Ukraine-Krieges wurden analysiert.
„Eines der Hauptversprechen von Kryptowährungen war ihre Fähigkeit, Risiken abzusichern, und wir haben festgestellt, dass die Preisbildung von Kryptowährungen zwar weitgehend von wirtschaftlichen Risiken abgekoppelt ist, dass aber die Volatilität von Kryptowährungen in turbulenten Zeiten wie dem Ausbruch von COVID-19 oder dem Krieg in der Ukraine zunimmt,“ sagt Dr. Danial Hemmings von der Bangor Business School in einer Pressemitteilung.
Forscher mit Forderung an Anleger und Politiker
Die Ergebnisse zeigen, dass Kryptowährungen unter normalen Bedingungen zwar generell ein gewisses Maß an Unabhängigkeit von wirtschaftlichen Risiken bewahren, ihre Volatilität jedoch in Zeiten globaler Krisen anfälliger für externe Faktoren wird. So ergebe sich ein differenzierteres Bild des Verhaltens von Krypto-Assets in Zeiten wirtschaftlicher Instabilität.
Dr. Hemmings betont die Implikationen ihrer Forschung sowohl für Investoren als auch für die Politik: „Dies sollte Auswirkungen auf die Diversifizierungsstrategien von Anlegern haben und auch die Debatte um die Regulierung von Kryptowährungen beeinflussen. Politische Entscheidungsträger und Investoren sollten sich bewusst sein, dass Krypto-Investitionen zwar unter normalen wirtschaftlichen Bedingungen als gutes Absicherungsinstrument zu dienen scheinen, ihre Absicherungsfähigkeit in Bezug auf bestimmte Risikofaktoren in Zeiten wirtschaftlicher Turbulenzen jedoch verzerrt oder geschwächt wird, wie sich während der COVID-19-Pandemie und der russischen Invasion in der Ukraine gezeigt hat.“
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