Die Auswirkungen des Klimawandels werden immer deutlicher. Der Sommer 2018 hat weltweit gezeigt, wie extrem sich das Wetter verändert. Die Meeresspiegel steigen an, es gibt vermehrt Dürren, Starkregen und schwere Unwetter. Das beeinträchtigt auch die Ernteerträge. In Deutschland wird es in naher Zukunft wahrscheinlich nicht zu einer Nahrungsknappheit kommen, allerdings könnten sich die Auswirkungen der Hitzewelle massiv auf den Bierpreis auswirken, wie Forscher nun in der Fachzeitischrift „Nature Plants“ veröffentlichten.
Das internationale Team aus Wissenschaftlern berichtet, dass bei einem ungebremsten Anstieg der Temperaturen die Bierpreise weltweit im Schnitt etwa um das Doppelte ansteigen würden. Der Grund dafür ist die Hitze und die gleichzeitige Trockenheit während der Wachstumsperiode von Gerste, einer der Hauptzutaten von Bier. Selbstverständlich verursacht der Klimwandel eine Reihe von Problemen, die existenzieller sind, als Bierknappheit, das ist auch den Forschern klar. Studienleiter Steven Davis von der University of California in Irvine verweist aber auf die kulturelle Bedeutung von Bier in vielen Ländern. „Die Welt sieht zahlreichen, lebensbedrohlichen Auswirkungen des Klimawandels entgegen; etwas mehr Geld für Bier ausgeben zu müssen, erscheint angesichts dessen vielleicht trivial. Aber es gibt definitiv eine interkulturelle Anziehungskraft von Bier, und am Ende eines zunehmend gewöhnlich heißen Tages kein kühles Bier zu bekommen, würde das Ganze noch schlimmer machen.“
Wichtiger als Bier
Weltweit floßen im Jahr 2011 etwa 17 Prozent der weltweit geernteten Gerste in die Bierproduktion. Dabei schwankt der Einsatz zwischen den Ländern extrem. Während es in Brasilien 83 Prozent waren, wurden in Australien nur neun Prozent der Gerste zum Brauen von Bier verwendet. Die Forscher gehen davon aus, dass wenn sich die Ernterträge von Gerste durch den Klimawandel verringern, die Verfügbarkeit für Bier stark zurück gehen wird. Denn bevor es zur Produktion eines Genussmittels eingesetzt wird, wird die Gerste für wichtigere Zwecke, wie das Füttern von Nutztieren, verwendet. „Man könnte argumentieren, dass es an sich nicht besonders schlimm ist, wenn weniger Bier getrunken wird, sondern sogar gut für die Gesundheit“, erklärt Dabo Guan, einer der Forscher. Nichtsdestotrotz würde sich die Verfügbarkeit und den Preis von Bier durch den Klimawandel stark verändern und viele Biertrinker weltweit betreffen.
Weltweite Ernteeinbußen, nicht nur von Gerste
In der Studie wurde zunächst mit der Hilfe historischer Daten untersucht, wie anfällig Gerste für Wetterextreme, wie Hitze und gleichzeitige Trockenheit, ist. Im Anschluss wurde ermittelt, wie häufig unter bestimmten Zukunftsszenarien diese Kombination eintreten wird. Dabei wurden die Wetterentwicklungen zwischen 2010 und 2099 berücksichtigt und eine Prognose für die Erntemenge von Gerste in 34 Weltregionen erstellt. Je nach durchgespieltem Szenario würde die Ernte um drei bis 17 Prozent zurückgehen. Anhand der Gerste zeigt sich, was der Weltklimarat auch für andere Ernteerträge erwartet. In seinem aktuellen Report weist er speziell auf verminderte Ernten von Weizen, Mais und Reis hin. Dies betrifft Teile Asiens, Afrikas und Amerikas, aber auch Mitteleuropa ist betroffen.
Bier könnte doppelt so teuer werden
Deutschland drohen im Extremfall, ebenso wie Belgien und Tschechien, Einbußen bei der Gerste-Ernte von 27 bis 38 Prozent. Das würde die Bierpreise durchschnittlich verdoppeln. Auch wenn die Temperaturen nicht ganz so extrem ansteigen, ist der Studie nach trotzdem ein Preisanstieg von 15 Prozent zu erwarten. Als Folge prognostizieren die Wissenschaftler in Deutschland einen Rückgang des Bierkonsums von 0,74 bis zu 2,55 Milliarden Litern im Jahr. Damit würde der Konsum pro Kopf beim geringsten Temperaturanstieg um 18 und beim stärksten um 63 Halbliter-Flaschen im Jahr zurück gehen.
Weniger extreme Szenarien möglich
Die Forscher schränkten die Ergebnisse dahingehend ein, dass keine denkbaren Anpassungen berücksichtigt wurden, die womöglich die Erntemengen in Zukunft stabilisieren könnten. Somit wurden neue Technologien oder die Zucht von Gerste, die den veränderten Wetterbedingunen besser gewachsen ist. Ihre Schätzungen basieren auf den aktuellen Daten zur Weltwirtschaft, Bevölkerung, landwirtschaftlichen Praktiken und Ernährungsgewohnheiten. Da das Wachstum der Weltbevölkerung allerdings weiter steigen dürfte, wird auch der Bierbedarf voraussichtlich weiter zunehmen.