Die Digitalisierung hält Einzug in immer mehr Lebensbereiche. Und auch in Deutschland zeichnen sich zuletzt Fortschritte ab, wie diverse Erhebungen zutage fördern. Nichtsdestotrotz befindet sich die Bundesrepublik in einzelnen Bereichen noch weiter hinter dem europäischen Durchschnitt.
Besonders weit abgeschlagen ist Deutschland im Bereich der Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung. Dies geht aus Daten der Europäischen Kommission hervor. Die Bundesrepublik befindet sich bei diesem Ranking auf Position 24 von 28. Nur Ungarn, Kroatien, Griechenland und Rumänien hinken noch weiter hinterher.
Indes zeigt der „Cisco Digital Readiness Index“, dass Deutschland bei einem weiter gefassten Vergleich, bei dem nicht nur die Verwaltung im Fokus der Betrachtung liegt, durchaus besser positioniert ist. Demnach befindet sich die Bundesrepublik mit einem Punktestand von 17,85 auf dem 14. von insgesamt 141 Plätzen. Der Index-Score aus dem Hause Cisco gibt den digitalen Reifegrad eines Landes an. Der Punktestand zeigt an, dass sich Deutschland auf der höchsten Stufe befindet, wenngleich andere Staaten noch weiter zu sein scheinen.
Andere Staaten mit größeren Sprüngen
Im Vergleich zu den Vorjahren habe sich der digitale Reifegrad Deutschlands zwar verbessert. Allerdings erzielten andere Länder schnellere Fortschritte. Im vergangenen Jahr belegte Deutschland noch Platz 6.
Unterdessen fördern auch andere Studien zutage, dass es Aufholpotenzial zu geben scheint. Bei der „Digital Competence“-Erhebung ermittelten die Forscher, dass Deutschland im Bereich Digitalisierung eklatante Defizite aufweist. Das Land erzielt hierbei 61 von 100 möglichen Punkten. Hierbei werde zudem deutlich, dass unter den Bundesländern große Differenzen bestehen. Den höchsten Digitalisierungs-Score weist Bayern mit 73 Punkten auf, gefolgt von Baden-Württemberg mit 67 Punkten. Schlusslicht hingegen das Saarland mit einem Wert von 46.
Digitalisierung immer wichtiger
Dass die Digitalisierung immer wichtiger wird, hieran gibt es wenig Zweifel. Moderne Technologien bestimmen immer mehr Lebensbereiche. „Mit künstlicher Intelligenz, dem Internet der Dinge und autonomen Fahren stehen wir bereits an der Schwelle zur nächsten Phase der Digitalisierung“, wie Stephan Moser, Experte bei der Friedrich-Ebert-Stiftung, konstatiert. Umfrageergebnisse eben jener Stiftung machen deutlich, dass die Bundesbürger Chancen und Risiken der Digitalisierung gleichermaßen sehen. 14 Prozent der Befragten sind der Überzeugung, dass die Digitalisierung das Leben „auf jeden Fall“ besser mache. Beinahe jeder Dritte denkt indes, dass das Leben „eher besser“ werde. Im Gegenzug erwarten auch rund 28 Prozent, dass die neuen Technologien die Lebensqualität eher verschlechtern.
Die technologische Entwicklung der letzten 10 Jahre wird hingegen von dem Gros der Deutschen als positiv erachtet. In Summe betrachten 68 Prozent die jüngsten Innovationen als sinnvoll, wohingegen nur 15 Prozent der Auffassung sind, dass die Nachteile überwiegen.
Obgleich viele dem Internet und den damit verbundenen Möglichkeiten durchaus positiv gegenüberstehen, ist es insbesondere der Bereich Datenschutz, der den Deutschen Sorge bereitet. Mehr als die Hälfte sieht die persönlichen Informationen nicht ausreichend geschützt. Zudem wachse die Sorge des stetig zunehmenden Einflusses der großen Tech-Konzerne, die insgesamt als Digitalisierungs-Motoren betrachtet werden. Die Einflussmöglichkeiten der politischen Entscheidungsträger werden indes als klein betrachtet. Weniger als einer von zehn äußert, dass staatliche Akteure den größten Einfluss auf die Digitalisierung ausüben.