Am 25. Juni haben bereits 13 Millionen Menschen in Deutschland die Corona-Warn-App heruntergeladen. Allerdings mehren sich auch die Stimmen derer, welche Sinn und Nutzen der Applikation kritisch beurteilen. Nun haben Forscher untersucht, ob die App hilfreich dabei ist, die Pandemie einzudämmen.
Am 16. Juni stellte Gesundheitsminister Jens Spahn die Corona-Warn-App vor. Dieser, so seine Einschätzung, helfe dabei, Infektionsketten zu unterbrechen. Die Applikation misst mittels Bluetooth, ob sich Nutzer näher als zwei Meter näherkommen. Sofern eine der Personen das Covid-19-Virus in sich trägt, benachrichtigt die App alle Kontaktpersonen.
Wissenschaftler der Universität Oxford gingen der Frage auf den Grund, ob Tracing-Apps überhaupt zielführend sind. Hierfür gingen sie unterschiedliche Simulationen durch. Das Ergebnis: die Pandemie könne dann gestoppt werden, wenn etwa 60 Prozent der Bevölkerung die App nutzt. Wie eingangs erwähnt, beläuft sich die Anzahl der Downloads in Deutschland auf 13 Millionen. Angesichts einer Gesamtbevölkerung von etwa 83 Millionen entspricht dies einem Anteil von 15,7 Prozent. Allerdings ist es gut möglich, dass zahlreiche Menschen die Applikation zwar herunterladen, jedoch nicht nutzen.
Anwendung könnte dennoch hilfreich sein
Unterdessen sprechen die Forscher davon, dass die App auch bei weniger aktiven Nutzern Infektionsketten unterbrechen kann: „Selbst bei einem geringeren Anteil gehen wir davon aus, dass die Zahl der Infektionen und Todesfälle sinkt“. In einem Interview mit der „Süddeutschen Zeitung“ spricht Lucie Abeler-Dörner, eine der Studien-Autorinnen der Oxford-Erhebung, über das Potenzial der Anwendung.
Demnach könne die Applikation bereits Wirkung entfalten, wenn 15 Prozent der Bevölkerung mitmacht. Sie fordert daher alle dazu auf, Familie, Freunde und Arbeitskollegen von der Applikation zu überzeugen – „denke global, handle lokal“, so ihr Credo. Je mehr mitmachen, desto geringer sei die Wahrscheinlichkeit, dass eine zweite Welle zu erneuten Lockdowns führt.
Deutsche App wird von Datenschützern gelobt
Insbesondere zu Beginn führte die Entwicklung jener Applikation zu kontroversen Diskussionen. Allen voran Datenschützer kritisierten das Vorhaben. Inzwischen werden die Diskurse weniger erbittert geführt – was nicht zuletzt daran liegt, dass die Daten, welche die App sammelt, nur dezentral auf den Geräten der Nutzer gespeichert werden.
Zwar dauerte die Entwicklung einer Tracing-App in der Bundesrepublik länger, als in zahlreichen anderen Ländern. So führte China und Südkorea die Maßnahme bereits im März ein. Allerdings, so die Einschätzung von Experten, sei die deutsche Lösung ausgereifter und vor allen Dingen in puncto Datenschutz deutlich nutzerfreundlicher. So sei es in China der Fall, dass die Applikation komplett einsehbare Bewegungsprofile erstellt und an zentrale Behörden weiterschickt.
Insgesamt legen die Ergebnisse nahe, dass die Applikation durchaus wirkungsvoll zur Eindämmung des Virus ist. Allerdings bedeutet dies im Umkehrschluss nicht, dass die Nutzung der Anwendung der alleinige Königsweg ist. So spricht auch Gesundheitsminister Spahn davon, dass diese „kein Freifahrtschein“ sei.