Vor rund 20 Jahren wurde die Riester-Rente eingeführt. Zunächst mit großem Erfolg: Über 16 Millionen Deutsche haben diese Extra-Versicherung abgeschlossen. Das ist immerhin jeder fünfte Bürger. Wie eine Studie der Bürgerbewegung „Finanzwende“ nun zeigt, werden mit einem Großteil der Einzahlungen jedoch vor allem Kosten gedeckt.
„Zu viel Geld fließt in die Kostenapparate der Versicherer“
Entweder haben sich die Versicherten für eine fondsgebundene Riester-Rente oder einen Riester-Banksparplan entschieden. Letzterer soll den Vorteil bieten, vergleichsweise günstig zu sein. Doch was vielen nicht klar ist: Nicht erst mit dem Rentenalter fallen Kosten an, die das angesparte Kapital deutlich geringer ausfallen lassen als eigentlich kalkuliert. 65 Riester-Versicherungen untersuchte die Bürgerbewegung für ihre Studie. Durchschnittlich bezahlen die Versicherten knapp ein Viertel der Beiträge und der Zulagen für die Kosten. Eine von drei Versicherungen verlangt fast ein Drittel.
Britta Langenberg, Finanzwende-Vorsorgeexpertin kritisiert in der Süddeutschen Zeitung „welche massiven Kostenprobleme es bei vielen Riester-Rentenversicherungen gibt.“ Demnach verfehlte die staatlich geförderte Rente eine wesentliche Aufgabe. „Am Ende fließt zu viel Geld in die Kostenapparate der Versicherer, für die Altersvorsorge bleibt oft zu wenig übrig.“
38 € von 100 € geht an die teuerste Versicherung
Um die Policen einander gegenüberstellen zu können, nutzten die Experten eine Modell-Person. Ein 37-jähriger Versicherungsnehmer ohne Kinder sollte demnach eine Police abschließen. 30 Jahre lang legte er hierfür 1200 € im Jahr inklusive aller Zulagen zur Seite. Ganze 38 von 100 angesparten Euro würden bei der teuersten Versicherung von Alte Leipziger für die Kosten wegfallen. Die bekannten Anbieter Generali und Provinzial veranschlagen noch 36 Euro. Deutlich günstiger geht es allerdings auch. Huk24 und Hannoversche rufen lediglich Kosten von 8 € aus.
Besonders teuer ist auch die verpflichtende Verrentung – nur dreißig Prozent können sich Versicherte maximal auf einmal auszahlen lassen. Für manche Sparer ist diese Erkenntnis eine unangenehme Überraschung. Die Zahl der unzufriedenen Versicherten wächst und Verbraucherschützer fordern seit Jahren eine Reform oder sogar eine Abkehr von der staatlich geförderten Altersvorsorge.
Günstige Policen haben kaum Renditechancen
Man mag vermuten: Wenn Verbraucher einen kostengünstigen Anbieter finden, müsste sich die Riester-Rente aufgrund der Zulagen doch noch rentieren. Wichtig wäre es demnach, nicht nur einen günstigen Versicherer auszuwählen, sondern zwischen den einzelnen Produkten zu unterscheiden. Denn es gibt die klassische Riester-Rente, die fondsgebundene Riester-Rente und den Riester-Banksparplan.
Doch die Analyse zeigt, auch günstige Riester-Policen haben ihre Kehrseite: „maue Renditechancen“ der günstigeren Policen. Teurere Versicherungen könnten demnach eine höhere Chance-Risiko-Klasse aufweisen und somit im Schnitt mehr Rendite erzielen. Was dem Experten-Team der Untersuchung zufolge allerdings fehle, seien „Angebote mit guten Renditechancen und niedrigen Kosten.“
Riester-Rente kann Inflation nicht ausgleichen
Auch die Frage, ob sich die Riester Rente nicht doch lohne, beantwortet die Studie in aller Klarheit. Lediglich 1,6 Prozent an Rendite könne die geförderte Riester-Altersvorsorge bei Rentenstart nach Abzug aller Kosten generieren. Im Angesicht der Inflationsrate der vergangenen 30 Jahre (1,8 Prozent) ist dies ein ernüchternder Wert. „Riester-Renten erweisen sich damit als weitgehend ineffizient“, heißt es zusammenfassend in der Studie.
Der gemeinnützige Verein stellt der Riester-Rente ein hartes Zeugnis aus. Sie sei gescheitert. Eine Reform des alten Systems lehnt das Studienteam ab. „Jetzt ist es Zeit, neue Wege zu gehen“, so Finanzwende-Expertin Langenberg. Besser sei ein „staatlich organisiertes Vorsorgeprodukt für alle“.
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