Männer tarnen Sexismus gerne mit allgemein unfreundlichem Verhalten. Das hilft ihnen offenbar dabei, sozial anerkannt zu bleiben. Dies hat nun eine neue Studie aus den USA herausgefunden.
Studienreihe mit 4600 Probanden
Wie Soziologen der University of Virginia um Studienleiter Peter Belmi im Fachmagazin „Psychological Science“ berichten, wird sexistisches Verhalten nicht als solches wahrgenommen, wenn die Person auch gegenüber anderen Mitmenschen rüpelhaft auftrat. Für ihre Untersuchung untersuchten die Forscher über 4600 Probanden.
In einer ersten Fragerunde sollten 1100 männliche Angestellte ihr Verhältnis zu Kolleginnen und Kollegen beschreiben und gleichzeitig ihre allgemeine Wertschätzung von Frauen zum Ausdruck bringen. Überdies sollten andere Probanden auf Tweets von Donald Trump reagieren, in denen sowohl Frauen als auch Männer diffamierend behandelt wurden. Ein ähnlicher Versuch wurde mit Bemerkungen von Managern durchgeführt, die sich abwertend gegenüber weiblichen oder männlichen Angestellten äußerten. Den Versuchsteilnehmern wurde dann freigestellt, ob sie der jeweiligen Person eher ein Training gegen Frauenfeindlichkeit anraten würden oder ein Training für Emotionskontrolle.
Männer wirken nicht sexistisch, wenn sie allgemein unhöflich sind
„Ein Mann erscheint nicht sexistisch, wenn er alle schlecht behandelt. Das ist problematisch, weil Sexismus und Rüpelhaftigkeit einander nicht ausschließen“, so Belmi. Tatsächlich sollen die Probanden vor allem dann Sexismus nicht erkannt haben, wenn sie feststellten, dass auch Männer unhöflich behandelt wurden. War dies nicht der Fall, dann fiel das Urteil zumeist recht deutlich aus, dass es sich um sexistisches Verhalten handele. „Sexistische Männer können sexistische Männer können ebenso unhöflich zu Männern sein, und sie sind das oft auch“, so der Organisationspsychologe weiter.
Wer allgemein rüpelhaft auftritt, der wecke die „Illusion von Unparteilichkeit“. Anstelle von Sexismus erklärten die Versuchspersonen die missachtende Behandlung von Frauen mit eher allgemeinen sozialen Schwächen und Verhaltensdefiziten. Dies war auch der Fall, wenn offenbar gezielt sexistisch agiert wurde. „Manche Männer glauben, Chancengleichheit dadurch herstellen zu können, dass sie einfach jeden unmöglich behandeln“, sagt Belmi.
Schlechtes Benehmen als Ausrede für Sexismus
Die Wissenschaftler erklären das rüpelhafte Verhalten auch damit, dass die Täter nach einer Ausrede für ihren Sexismus suchten und auch deswegen diffamierende Äußerungen auf andere Personen ausweiteten. Das funktioniert in der Wahrnehmung bei Dritten offenbar.
Sexismus würde daher oftmals nicht richtig eingeschätzt oder erst gar nicht erkannt werden. Ob ähnliche Vorgänge auch beim Thema Rassismus zu beobachten sind, sollen jetzt weitere Studien klären.
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