„Rythmus im Blut“, diese Redewendung könnte durch eine neue Studie aus Australien in ihrer Wortbedeutung bestärkt werden. So berichten Forscherinnen und Forscher der Universität Melbourne, dass das Rhythmusempfinden zu einem großen Teil von den Genen bestimmt wird.
Taktgefühl hängt zu 13-16 % von den Genen ab
Die Studie, die in der Zeitschrift Nature Human Behavior veröffentlicht wurde, untersuchte die Genome von mehr als 600.000 Menschen und fand heraus, dass 13-16% der rhythmusbestimmenden Gene vererbt werden. Dies deutet darauf hin, dass der Rhythmus nicht nur eine Frage der Übung oder des Zufalls ist, sondern teilweise durch unsere DNA bestimmt wird. Somit wären einige Menschen von Natur aus begabter sind, den Takt zu halten als andere.
In der Veröffentlichung heißt es hierzu: „Genetische Korrelationen mit der Atemfunktion, der Motorik, der Verarbeitungsgeschwindigkeit und dem Chronotyp deuten auf eine gemeinsame genetische Architektur mit der Taktsynchronisation hin und bieten Möglichkeiten für neue phänotypische und genetische Untersuchungen“. Somit schlägt die Studie eine gezielte Brücke zu Tanzfähigkeiten. „Bewegungen im Takt der Musik sind ein grundlegendes Merkmal der Musik. Die Sensibilität für den Takt entsteht schon früh in der Entwicklung und unterstützt die Entwicklung in der Kindheit auf vielfältige Weise und ist über die gesamte Lebensspanne von Bedeutung“.
Hilfe durch privates Gen-Unternehmen
Die Forscherinnen und Forscher hatten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zunächst befragt, ob sie musikalisch seien oder das Gefühl hatten, im Takt bleiben zu können, bevor sie ihre Fähigkeit dazu bemaßen. Diese Selbsteinschätzung wurde dann den tatsächlichen Testergebnissen gegenübergestellt. Hierfür analysierten sie die Genome oder ganze DNA-Sätze von 606.825 Personen aus den Daten des Genetik-Konzerns 23andMe, um nach Genmustern zu suchen, die mit Rhythmus in Verbindung stehen. Diese wurden dann mit denen von Musikern und Nicht-Musikern verglichen, die sich selbst als solche bezeichneten.
„Dieses Muster der Ergebnisse spiegelt wahrscheinlich einen genetischen Beitrag zu den subkortikalen-kortikalen Netzwerken wider, die der musikalischen Rhythmuswahrnehmung und -produktion zugrunde liegen“, so die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in der Publikation. „Darüber hinaus deutet die Anreicherung von hirngewebespezifischen Enhancern und aktiv-regulatorischen Regionen in Verbindung mit der Anreicherung der Genexpression im Hirngewebe darauf hin, dass Regionen des Genoms, die an der Regulation der Genexpression innerhalb des Taktwahrnehmungs- und Synchronisationsnetzwerks beteiligt sind, zur phänotypischen Varianz beitragen.“
Durch ihre Studie haben die Australier nach eigenen Angaben die „genetische Architektur der Taktsynchronisation aufgeklärt und ihre Bedeutung für die Gesundheit durch Cross-Trait Analysen aufgezeigt“. Nun erhofft sich das Team der Universität Melbourne weitere Studien, die erkunden, wie spezifische genetische Varianten zu den neuronalen Mechanismen Entrainment, Vorhersage und Belohnung beitragen, die bei musikalischen Interaktionen natürlicherweise zum Tragen kommen.