Die Affenpocken breiten sich außerhalb von Afrika aus. Nun wurde auch der erste Fall in Deutschland gemeldet. Mehr als 120 bestätigte oder vermutete Fälle der seltenen Viruserkrankung, die außerhalb Afrikas eigentlich nur selten vorkommt, wurden in der vergangenen Woche aus mindestens 11 nicht-afrikanischen Ländern bekannt.
Nicht mit Corona-Pandemie vergleichbar
Der Ausbruch ist für Experten besorgniserregend, denn es ist das erste Mal, dass das Virus außerhalb seines üblichen geografischen Verbreitungsgebiets nachgewiesen wurde. „Es ist augenöffnend, diese Art der Ausbreitung zu sehen“, so Anne Rimoin, Epidemiologin an der Universität von Kalifornien in Los Angeles, die die Affenpocken in der Demokratischen Republik Kongo seit mehr als einem Jahrzehnt untersucht hat, gegenüber Nature.com.
Die Affenpocken ähneln den Pocken, sind aber in der Regel weniger tödlich und verursachen mildere Symptome. Aufgrund der Ähnlichkeit zu den gewöhnlichen Pocken gibt es bereits spezifische Behandlungen und Impfstoffe für das Virus. Auch die Verbreitung kann kaum mit anderen Krankheiten, wie dem Coronavirus, verglichen werden. Eine Übertragung durch engen Kontakt von Mensch zu Mensch ist nicht so einfach möglich wie bei COVID-19, jedoch auch nicht ausgeschlossen.
Das Affenpocken-Virus, das so genannt wird, weil Forscher es 1958 erstmals bei Laboraffen entdeckten, wird eher von wilden Tieren wie Nagetieren auf Menschen übertragen – oder eben von infizierten Menschen. In einem durchschnittlichen Jahr treten in Afrika einige Tausend Fälle auf, typischerweise in den westlichen und zentralen Teilen des Kontinents.
Unklare Verbreitung
Die neue Affenpocken-Welle wirft nun gewisse Fragen auf. Die Fälle außerhalb Afrikas beschränken sich im Normalfall auf eine Handvoll Fälle, die mit Reisen nach Afrika oder mit der Einfuhr infizierter Tiere in Verbindung gebracht werden. Die Zahl der neuerlichen Erkrankungen, die allein in der letzten Woche außerhalb Afrikas entdeckt wurden – und angesichts der bisherigen Entwicklung noch steigen könnte – hat bereits die Zahl der Fälle überschritten, die normalerweise in einem ganzen Jahr auftreten.
Angesichts der normalen Symptome, die bei einer Erkrankung mit Affenpocken ausgeprägte Hautläsionen verursachen können, ist die Tatsache, dass sich die Krankheit in letzter Zeit offenbar im Geheimen ausbreiten kann, besorgniserregend. Wie Andrea McCollum, eine Epidemiologin, die das Pockenvirus-Team der US Centers for Disease Control and Prevention leitet, laut Nature betont, deutet diese Entwicklung darauf hin, dass sich das Virus schon seit einiger Zeit unbemerkt verbreitet haben könnte.
Wenn sich Affenpocken tatsächlich asymptomatisch ausbreiten können, stellt dies eine große Herausforderung für die Forschung und die Gesundheitsbehörden dar, die in der Regel versuchen würden, das Virus aufzuspüren und einzudämmen. Bei einer asymptomatischen Ausbreitung sei es jedoch sehr viel schwieriger, infizierte Personen und potenzielle Infektionsquellen zu identifizieren. Die stille Übertragung von Affenpocken könnte daher die Kontrolle des Virus erheblich erschweren.
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