Die Leber ist eines der Organe, welches sich am schnellsten regenerieren kann. Bei einem gesunden Menschen kann die Hälfte dieses wichtigen Organs entfernt werden. Bereits nach sechs Monaten wäre der entnommene Teil wieder voll nachgewachsen. Eine Studie, durchgeführt von dem TUM-Universitätsklinikum und der TUM School of Life Science, zeigt nun, dass Darmbakterien für dieses schnelle Wachstum verantwortlich sein könnten.
Leberwachstum beginnt mit der Verdauung
In jedem Darm befindet sich mehrere Millionen Darmbakterien. Diese bilden gemeinsam das Mikrobiom. Während der Verdauung sind diese Bakterien dafür zuständig, Kohlenhydrate in sogenannte kurzkettige Fettsäuren zu zerlegen.
Dies ist ein kleiner Teil des Verdauungsprozesses. Doch auch die Leber profitiert von diesen Zerlegungen. Denn sie benötigt die entstehenden Fettsäuren. Die Mediziner erklären diesen Prozess in ihrer veröffentlichten Studie:
„Wir konnten jetzt erstmals zeigen, dass Darmbakterien den Fettstoffwechsel in Leberzellen und damit deren Fähigkeit zur Regeneration beeinflussen.“
Die Untersuchungen zeigten deutliche Zusammenhänge
Es ist bereits bekannt, dass sich Antibiotika schlecht auf die Darmflora des Menschen auswirkt. Doch ein gesunder Darm ist enorm wichtig. Das unterstreichen die Untersuchungen der Forschungsgruppe.
Die Forscher führten ihre Versuche an Labormäusen durch. Tiere, die ein gestörtes Mikrobiom besaßen, erhielten Antibiotika, die die Bakterien im Darm weiter abschwächen sollten. Bei diesen Mäusen zeigte sich nach wenigen Tagen, dass so gut wie keine neuen Leberzellen entstanden waren.
Das ist auf die deutlich reduzierte Zahl der Bakterien zurückzuführen. Denn die Antibiotika töten bekanntlich nicht nur „böse“ Bakterien, sondern auch die guten. Eine Autorin der Studie erklärt laut Spektrum.de:
„Antibiotika töten nicht alle Bakterien im Darm. Durch die Medikamente ergibt sich aber eine neue Zusammensetzung des Mikrobioms: Die verbleibenden Bakterienarten produzieren deutlich weniger kurzkettige Fettsäuren.“
Zum Abschluss der Untersuchungen zeigte sich, dass die Mäuseleber ihre Regenerationen bereits eine Woche nach Absetzen der Antibiotika wieder aufgenommen hatten.
Die Mediziner sprechen von einem Grundstein der Forschung
Mit ihrer Studie möchten die Forscher zunächst die Verbindung zwischen Darm und Leber bestätigen. Dennoch sind sie sich sicher, dass weitere Untersuchungen notwendig sind, um diese vollends zu verstehen. Möglich wäre eine angepasste Medikamentengabe bei mangelnder Leberzell-Produktion. „Allerdings könnte man anhand unserer Ergebnisse erforschen, welche Zusammensetzungen des Mikrobioms gute Voraussetzungen für eine Regeneration von Leberzellen bieten“, heißt es in der Studie weiter.
Außerdem können sich die Forscher vorstellen, diese Untersuchungen in Zukunft auch umgekehrt durchzuführen: „Umgekehrt ist es vielleicht auch möglich, nach der Operation anhand des Mikrobioms, also anhand von Stuhlproben, darauf zu schließen, wie gut eine Leber regeneriert“.