Mediziner hegen bereits lange den Verdacht, dass Windpocken in Zusammenhang mit Demenz stehen könnten. Die Erreger scheinen die Erkrankung sowohl auslösen als auch erschweren zu können. Ein Team aus Wissenschaftlern des Heidelberg Institute of Global Health hat es sich nun zur Aufgabe gemacht, einen ähnlichen Zusammenhang zur Gürtelrose zu untersuchen. Die Arbeitsgruppe veröffentlichte ihre Untersuchungsergebnisse im Wissenschaftsmagazin medRxiv.
Ungeimpfte Patienten häufiger betroffen als geimpfte
Für ihre Analyse nutzten die Forscher bereits bestehende Studien und daraus resultierende Maßnahmen. Forschungsleiter Markus Eyting erläutert, wie Präventionsmaßnahmen in Wales bei ihren Untersuchungen geholfen haben: „Es wächst das Interesse an der Frage, ob Infektionserreger eine Rolle bei der Entwicklung von Demenz spielen, wobei Herpesviren besondere Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Wir nutzen die Tatsache, dass in Wales die Berechtigung für den Herpes-Zoster-Impfstoff (Zostavax) zur Prävention von Gürtelrose auf der Grundlage des genauen Geburtsdatums einer Person bestimmt wurde.“
Stichtag des relevanten Geburtsdatums war der 2. September 1933. Um nun herauszufinden, ob wirklich ein Zusammenhang zwischen den Impfungen und den Erkrankungen besteht, untersuchten die Forscher sowohl geimpfte als auch ungeimpfte Demenz-Patienten, die vor und nach diesem Tag geboren waren. „Diejenigen, die vor dem 2. September 1933 geboren wurden, waren nicht berechtigt und blieben lebenslang nicht berechtigt, während diejenigen, die am oder nach dem 2. September 1933 geboren wurden, berechtigt waren, den Impfstoff zu erhalten“, so Eyting.
Impfstoff offenbar mit ungeahntem Nutzen
Die Analysen offenbarten, dass in der nicht geimpften Gruppe ein deutlich erhöhter Anteil an Demenzerkrankungen auftrat. Das Risiko läge entsprechend bei rund 20 Prozent. Die Experten stellten außerdem fest, dass, „die schützende Wirkung des Impfstoffs gegen Demenz bei Frauen viel stärker ist als bei Männern.“
Die Forscher gehen davon aus, dass ihre Studie demnächst einen Beitrag zu weiteren Analysen und Forschungen leisten wird. Sie betonen allerdings, dass noch zahlreiche weitere Untersuchungen notwendig wären, damit der Impfschutz der Bevölkerung als offizieller Demenzschutz dienen kann: „Randomisierte Studien sind erforderlich, um die optimalen Bevölkerungsgruppen und das Zeitintervall für die Verabreichung des Herpes-Zoster-Impfstoffs zu bestimmen, um Demenz zu verhindern oder zu verzögern, sowie um das Ausmaß der kausalen Wirkung zu quantifizieren, wenn genauere Kognitionsmessungen verwendet werden.“
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