Facebook möchte die Erkenntnisse einer neuen Studie, die das Unternehmen selbst in Auftrag gegeben hat, offenbar für sich behalten. Es geht um den Tochterkonzern Instagram. Augenscheinlich hat die Nutzung des sozialen Netzwerks erhebliche negative Auswirkungen auf die mentale Gesundheit ihrer jungen User. Selbst von lebensbedrohlichen Konsequenzen ist die Rede.
22 Millionen junge User alleine in den USA
Das Wall Street Journal deckte nun auf, dass der Milliardenkonzern Facebook die Studienergebnisse wohl jahrelang vor den Augen der Öffentlichkeit versteckte. Die ARD zitiert den Journalisten Jeff Horwitz, der sich gegenüber CNBC äußerte: „Der Satz lautete: ‚Wir verschlechtern das Körperbild bei einem von drei Mädchen im Teenager-Alter.‘ Diese Verschlechterung des sogenannten Body Image kann erhebliche Folgen für die Gesundheit der Heranwachsenden mit sich bringen, sowohl mental als auch physisch. „Etwa sechs Prozent der Nutzer in den USA, die sich selbst verletzt haben, konnten das direkt auf Instagram zurückführen“, so Horwitz weiter.
Sechs Prozent scheint auf den ersten Blick keine nennenswerte Zahl zu sein, wenn man sich jedoch die User-Zahlen des Netzwerks vor Augen hält, werden die Dimensionen der Gefahr für die Gesellschaft deutlich. Allein 22 Millionen Teenager würden allein in den USA Instagram verwenden. Inwieweit auch andere Gesellschaftsgruppen von Auswirkungen betroffen sind, ging aus den Berichten nicht hervor. Darüber hinaus ist zu berücksichtigen, dass die Anzahl der Online Communities ständig anwächst.
Facebook will seiner Plattform nicht schaden
Das lässt zumindest die Vermutung zu, dass neben Instagram auch Facebook, TikTok, Tinder und Co. für allerhand gesellschaftliche Probleme verantwortlich sein könnten. Diese Netzwerke kämpfen um immer höhere Nutzungszeiten. Dabei werden bildliche Darstellungen und bearbeitete und gestellte Fotos, die eine vermeintlich perfekte Welt zeigen, in großer Regelmäßigkeit konsumiert. „Es wird schlimm, wenn man glaubt, das was man dort sieht, wahr ist“, sagt Psychologe Brand Klontz CNBC.
Dass Facebook über diese Informationen Bescheid wusste, rückt das Unternehmen wieder einmal in ein schlechtes Licht. Mark Zuckerberg selbst hatte vor dem US-Kongress schließlich das exakte Gegenteil behauptet. Seinerzeit sagte er aus, dass Social Media vor allem positive Folgen für seine User und im Speziellen ihre mentale Gesundheit habe. Die Strategie scheint klar. Georgia Wells, ebenfalls Journalistin des Wall Street Journal äußerte sich laut ARD in einem Interview mit Fox News: „Auch wenn Facebooks Daten zeigen, dass Instagram schädlich für Teenie-Mädchen ist, wollen sie noch mehr junge User erreichen. Das ist lebenswichtig für den Umsatz, und sie wollen ihrer Plattform nicht schaden“.
In einer Reaktion gab Facebook andere Inhalte der Studie bekannt. So würden sich 81 Prozent der Teenager stärker mit ihren Freunden verbunden fühlen. „Nur“ 26 Prozent fühlten sich nach der Nutzung etwaiger Social Media Angebote im Nachhinein schlechter. Eine Strategie-Umkehr sei trotzdem nicht geplant. Im Gegenteil, man arbeite an einem Instagram für Kinder unter 13 Jahre.
„Unternehmen spielen mit der Selbstwahrnehmung der User“
Lina Lopez ist Beraterin des Dove Self-Esteem Projekts, das sich für einen Wandel in der Social-Media Landschaft einsetzt. Sie fordert eine globale Bewegung, die Unternehmen bezüglich Körperbewusstsein und soziale Netzwerke stärker in die Verantwortung nehmen soll. „Social Media ist Teil unserer Gesellschaft und spiegelt ihre Werte wider. Junge Menschen sind jedoch den Prozessen in sozialen Netzwerken hoffnungslos ausgeliefert“, so die Soziologin gegenüber European Scientiest. „Ohne Regulierung durch den Gesetzgeber befinden sich die Nutzer in unkontrolliertem direktem Austausch miteinander. Das wirft viele Unternehmen auf den Plan, die diese Situation ausnutzen und mit der Selbstwahrnehmung der User spielen.“
In den USA reagierten die Senatoren teilweise entsetzt und schrieben Zuckerberg direkt an, um das Instagram für Kinder zu verhindern. Aus Deutschland bleiben Reaktionen bislang aus. Social Media wird von den Parteien nach wie vor gerne verwendet, um im Wahlkampf auf Stimmenfang zu gehen.