Verhängung von Ausgangseinschränkungen, Lockdowns, Lockerungen: die Frage nach dem idealen Umgang mit der Ausnahmesituation spaltet die Gemüter. Nun legt die Wirtschaftsprüfergesellschaft PricewaterhouseCoopers mit „Restart Deutschland“ ein umfangreiches Dokument vor, wie der Krise Einhalt geboten werden könnte. Für das gesellschaftliche Zusammenleben seien demnach insbesondere drei Punkte von großer Wichtigkeit.
Die Forschungsgemeinschaft betont, dass es naiv wäre, nach Wochen intensiver Beschränkungen kurzfristig wieder zu einem „Leben wie vor der Pandemie“ zurückzukehren. Zu groß sei die Gefahr einer zweiten Welle. Das Damoklesschwert dieser schwebe vermutlich bis zur Verfügbarkeit eines Impfstoffes. Die große Herausforderung sei es wiederum, einen idealen Mittelweg zu finden sowie das Ausmaß der Kollateralschäden zu verringern.
Als ersten wichtigen Punkt nennt die Wirtschaftsprüfergesellschaft die Notwendigkeit der Förderung eines pandemie-resistenten Zusammenlebens. Damit das soziale Leben trotz der Pandemie nicht komplett zum Erliegen kommt, seien Anpassungen im öffentlichen Raum notwendig, „z.B. durch neue Radwege, Abstandsmarkierungen an Parkbänken, oder das Tragen von Gesichtsmasken und die Verfügbarkeit von Desinfektionsmöglichkeiten“. Ferner erachten die Autoren des Dokuments die Sanktionierung im Falle der Nichteinhaltung der Regelungen für notwendig. Insgesamt sei allerdings ein hohes Maß an sozialer Akzeptanz der Maßnahmen wichtig.
Einheitliches Vorgehen anstatt Länderkonkurrenz
Die zweite Notwendigkeit bestehe darin, etwaige Beschränkungen stufenweise, einheitlich und kontrolliert zu lockern. Nur dadurch könne die gesamte Bevölkerung mitgenommen werden. Dies biete zudem den Vorteil, dass zwischen den Ländern keine Konkurrenz entstehe.
Eine weitere wichtige Maßnahme sei es, die Transparenz im Zusammenleben zu stärken. Hier führe kein Weg daran vorbei, digitale Informationen zu sammeln und auszuwerten – etwas, das insbesondere in Deutschland von Datenschützern kritisch beäugt wird. Folgt man dem Report, dann ist die Einbettung von modernen Endgeräten unabdingbar: Demnach ist es wichtig, „umgehend Smartphone-Apps zu entwickeln und zu verbreiten, die das Ansteckungsrisiko berechnen und entsprechende Warnungen aussenden. Der Nutzen dieser Apps sollte den Bürgern von möglichst vielen Seiten vermittelt werden“. Hierfür, so die Argumentation, bieten sich konzentrierte und koordinierte Kampagnen an, welche die unterschiedlichen Ziel- und Altersgruppen erreichen.
Es sollten unterschiedliche Varianten der Applikationen entworfen werden, damit eine möglichst große Anzahl an Bürgern angesprochen werden kann, so ihre Ausführungen. Im Anschluss sei es vonnöten, alle gewonnenen Daten zu bündeln.
Global unterschiedliche Vorgehensweisen
Unterdessen zeigt ein weltweiter Vergleich, dass mitnichten von einem einheitlichen Vorgehen gesprochen werden kann. Noch herrscht Uneinigkeit hinsichtlich der optimalen Maßnahmen im Angesicht der Corona-Krise. Insbesondere das „Modell Schweden“ wird häufig diskutiert. Das skandinavische Land verzichtet nach wie vor auf einen Shutdown. Geschäfte, Schulen, Kitas und Restaurants sind weiterhin geöffnet, wenn auch unter besonderen Auflagen. Dennoch konnte die Reproduktionszahl auf unter eins gedrückt werden, wie aus Berichten von „rbb“ hervorgeht.
Doch auch an besagtem Modell gibt es Kritik. So verweisen Befürworter der Ausgangseinschränkungen darauf, dass die Anzahl der Todesfälle in Relation zu den Einwohnern des Staates vergleichsweise hoch sei. Auch und vor allen Dingen im Vergleich mit anderen skandinavischen Ländern.
Nach zitiertem 3-Punkte-Plan von PricewaterhouseCoopers besteht jedenfalls eine dringende Notwendigkeit, den aktuellen Kurs weiter fortzuführen. Welcher Weg letztlich das Optimum darstellt wird sich unterdessen erst noch zeigen müssen.
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