![Fleischfressende Pflanzen: User finden neue Arten auf Social Media](https://www.europeanscientist.com/wp-content/uploads/thumbs/plant-gc7ca4a64b_640-3hboho6xjdv0lvs67s54w0.jpg)
Zwei Jahrzehnte lang führte ein internationales Team um Botaniker Thilo Krueger Feldarbeiten in Australien und in Europa durch. Dabei holten sich die Wissenschaftler auch Unterstützung durch Beobachtungen in den sozialen Netzwerken. Insgesamt konnten somit sechs verschiedene neue Arten des fleischfressenden Pflanzenkomplexes Drosera microphylla entdeckt werden und die Anzahl dieser besonderen Pflanzen auf neun erhöhen.
Vier neue Pflanzenarten dank Social Media entdeckt
Von den sechs neu entdeckten Arten wurden vier über Fotos in den sozialen Medien gefunden. Ebenso viele wurden in der Studie des Fachmagazins „Biology“ als gänzlich neu für die Wissenschaft illustriert, wobei nur zwei der Arten tatsächlich von den Autoren der vorliegenden Arbeit entdeckt wurden.
Die Drosera microphylla ist eine Gruppe eng verwandter fleischfressender Pflanzen, die im Südwesten Westaustraliens beheimatet ist und zur Gattung der Drosera gehört. Sie besteht aus „freistehenden, aufrechten Sonnentauarten“, die lang gestielte Blätter und endständige Blütenstände bilden, erklären die Wissenschaftler. Die Arten dieser Pflanzengruppe sind im Allgemeinen selten und potenziell durch die Zerstörung von Lebensräumen und illegale Sammlungen bedroht.
Naturschutz durch Social Media?
Die Studie zeigt, welche Rolle soziale Medien und tatkräftige Bürgerwissenschaftler in Wissenschaft und biologischem Artenschutz spielen können. So sind fleischfressende Pflanzen in der Regel auf Fotoplattformen von Naturforschern gut vertreten, da diese besonderen Pflanzen häufig fotografiert werden. In mehreren Fällen haben diese Bilder, die etwa auf der iNaturalist-Website und -App sowie auf anderen sozialen Netzwerkplattformen geteilt werden, wichtige Beiträge zu der Verbreitung der Arten geleistet.
„Es gibt zahlreiche Beispiele, bei denen Blütenbesucher und Bestäuber von Drosera-Arten erstmals von Bürgerwissenschaftlern über online geteilte Fotos dokumentiert wurden“, so Krueger. „Auch die Beziehungen zwischen fleischfressenden Pflanzen und ihren Beutetieren können von Bürgerwissenschaftlern dokumentiert werden, da die verschiedenen interagierenden Organismen oft anhand von Fotos identifiziert werden können“.
Die Studie liefert eine detaillierte Bestimmungshilfe mit Vergleichsabbildungen und einer Verbreitungskarte der entdeckten Pflanzen. Generell gelten die Gebiete der gefundenen Arten als eher klein und die meisten Pflanzen sind von den Wissenschaftlern als bedroht eingestuft worden. Das Team um Thilo Krueger empfiehlt daher sechs der neun Arten aufgrund ihres geringen Vorkommens in die Conservation Codes for Western Australian Flora and Fauna in die Priority Flora List aufzunehmen und erklärt, dass „gezielte Erhaltungsmaßnahmen dringend erforderlich sind, um ihr langfristiges Überleben in der Natur zu sichern“.
Bild von Robert Balog auf Pixabay