Immer wieder stellen Studien fest, dass Geflüchtete öfter unter einer Belastung der physischen Gesundheit leiden als der Rest der Bevölkerung. Nun hinterfragt eine neue kanadische Studie von der University of Toronto im Fachjournal „Advances in Public Health“ diese Beobachtung und findet gleichzeitig eine alarmierende Korrelation: Menschen, die mit Diskriminierung in Kontakt kamen, waren bei schlechterer Gesundheit – der Flüchtlingsstatus spielte hierbei nur eine geringfügige Rolle.
Hohe Qualität des Gesundheitssystems ist möglicher Grund
Für die Studie wurden 17.082 Probandinnen zu ihrer physischen Gesundheit befragt, über 11.000 wurden in Kanada geboren, weitere 5.000 waren Immigranten und bei 750 Personen handelte er sich um Schutzsuchende. Alle Teilnehmenden hatten ein Alter zwischen 15 und 64 Jahren. Das Ergebnis war auf den ersten Blick erstaunlich: Rund 90 Prozent der Geflüchteten gaben an, bei guter Gesundheit zu sein. Das ist nur unbedeutend weniger als die Gruppen der Immigranten und in Kanada Geborenen.
Damit stellt diese Analyse die Erste in einer Reihe von ähnlichen Auswertungen dar, die keinen deutlichen Unterschied in der Gesundheit zwischen Flüchtlingen und geborenen Kanadiern feststellen konnte. Die Forscher nehmen an, dass dieser Umstand mit der hohen Qualität des kanadischen Gesundheitssystems zusammenhängen könnte.
Mentale Stabilität spielt bedeutende Rolle
Die eindeutigste Korrelation war zwischen mentaler und körperlicher Gesundheit der Probandinnen auszumachen. Menschen mit psychischen Problemen gaben in vier von fünf Fällen an, nicht bei guter Gesundheit zu sein. „Unsere Ergebnisse zeigen, dass Körper und Seele zusammenhängen. Deswegen ist es wichtig, dass Ärzte, Sozialarbeiter und Angehörige von Gesundheitsberufen auf psychische Krankheiten achten und für Betroffene eine Behandlung organisieren“, so Co-Autorin Esme Fuller-Thomson in einer Pressemitteilung.
Doch das ist nicht die einzige Erkenntnis, die die Wissenschaftler aus der Befragung gezogen haben. So erkannten sie auch einen Zusammenhang zwischen physischer Gesundheit und Diskriminierung.
Diskriminierte Menschen haben mehr gesundheitliche Probleme
Unter anderem fragten die Forschenden die Teilnehmer auch danach, ob sie sich in den vergangenen fünf Jahren diskriminiert fühlten. Dies konnte sich zum Beispiel auf Ethnizität oder Hautfarbe, aber auch auf Alter, Geschlecht oder Sexualität beziehen. Die Korrelation fiel erstaunlich deutlich aus: So liegt die Wahrscheinlichkeit zur gesundheitlichen Instabilität für diskriminierte Menschen fast doppelt so hoch wie bei anderen.
„Die weitreichende Verbreitung von guter Gesundheit bei Immigranten und Flüchtlingen ist ermutigend. Trotzdem zeigt der starke Zusammenhang zwischen Diskriminierung und mangelhafter Gesundheit die Wichtigkeit von Antidiskriminierungs-Strategien und -Trainings am Arbeitsplatz und im Gesundheitswesen“, betont Erstautorin Alyssa McAlpine.
Bild von Ohmydearlife auf Pixabay