Die Stimme der Mutter ist für ein Kind etwas Besonderes, dies lässt sich jetzt auch wissenschaftlich belegen. Sie ist das Erste, was sie im Mutterleib hören, und sie nimmt eine wesentliche Rolle in der Entwicklung der Heranwachsenden ein, bis zur Pubertät. Eine neue Studie von Neurowissenschaftlern der Stanford University hat nun ergeben, dass die Gehirnregion, die für die Verarbeitung von Stimmen zuständig ist, aktiver ist, wenn eine Mutter mit ihrem Kind spricht, als wenn eine andere Person redet. Tatsächlich ändert sich das erst im Teenager-Alter, und zwar rigoros.
Kinder müssen sich an ihre Umgebung anpassen
Das Gehirn eines heranwachsenden Kindes passt sich ständig an und verändert sich als Reaktion auf seine sich ständig erweiternden sozialen Beziehungen. Wie in einem Artikel beschrieben, der am 28. April im Journal of Neuroscience veröffentlicht wurde, ist dies ein wesentlicher Bestandteil der Entwicklung. Nach Ansicht des Forschers Daniel Abrams von der Stanford University müssen Kinder in der Lage sein, eine Vielzahl von sozialen Signalen wahrzunehmen, da ihre Interaktionen mit anderen immer komplexer werden.
„So wie ein Säugling auf seine Mutter eingestimmt ist, haben Jugendliche eine ganz andere Klasse von Klängen und Stimmen, auf die sie sich einstellen müssen“, so Abrams. Ein wichtiger Faktor, der bei diesem Prozess eine Schlüsselrolle spielt, ist die Konnektivität zwischen verschiedenen Teilen des Gehirns. Studien haben gezeigt, dass in dem Maße, wie unsere Netzwerke sozialer Interaktion wachsen, auch die neuronalen Verbindungen zunehmen, die unsere Fähigkeit unterstützen, effektiv mit anderen zu kommunizieren. Dies hilft uns, die Hinweise und Signale unserer Mitmenschen besser zu verstehen und darauf zu reagieren. So können wir unser Verhalten schnell an neue Informationen oder Umstände anpassen.
Besondere Aufmerksamkeit für die Mutter, aber nur bis zum 13. Lebensjahr
Die Wissenschaftler wollten in ihrer Studie nun untersuchen, wie die Gehirne von Kindern und Jugendlichen spezifisch auf die Stimmen ihrer Mütter im Vergleich zu denen von unbekannten Frauen reagieren. Um dies herauszufinden, führten sie ein Experiment durch, bei dem die jungen Teilnehmer Aufnahmen von Fremden oder ihren Müttern anhörten, die eine Reihe von Unsinnswörtern sprachen – teebudieshawlt, keebudieshawlt und peebudieshawlt.
Während die Teilnehmer diesen Stimmen zuhörten, zeigten Scans, dass bestimmte Bereiche ihres Gehirns aktiv wurden. Vor allem bestimmte Regionen, die mit der Vorhersage und Analyse von Sprache zu tun haben, wurden beim Hören der vertrauten Stimme im Vergleich zu der eines Fremden besonders aktiv.
Frühere Forschungen von Abrams und seinen Kollegen haben bereits gezeigt, dass bestimmte Hirnregionen besonders empfänglich für die Stimmen der eigenen Mutter sind. Diese Bereiche, die an der Erfassung der Aufmerksamkeit und der Reaktion auf Belohnungen beteiligt sind, sind bei Kindern im Alter zwischen 7 und 12 Jahren sehr aktiv, wenn sie die Stimmen ihrer Mütter hören.
Im Teenager-Alter zeigen dieselben Regionen jedoch eine gegenteilige Reaktion – sie werden entsprechend weniger empfänglich, wenn Kinder beginnen, mehr Autonomie und Unabhängigkeit auszuüben. Dies deutet darauf hin, dass Jugendliche in dieser Entwicklungsphase ihre Aufmerksamkeit von der Mutter weg und hin zu anderen Einflüssen in ihrem Leben verlagern. Besonders deutlich fällt der Wandel laut den Neurowissenschaftlern im 13. bis 14. Lebensjahr aus.
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