Vor rund 66 Millionen Jahren starben die Dinosaurier aus. Neue Funde von versteinerten Eintagsfliegen und Stören deuten nun darauf hin, dass es damals Frühling oder Sommer gewesen sein muss, als das große Unglück passierte.
Erde verdunkelte sich für eineinhalb Jahre
Laut gängigen Theorien schlug seinerzeit ein Asteroid auf der Erde ein, der einen Durchmesser von rund zwölf Kilometern gehabt haben muss. Ausgerechnet im heutige Mexiko, wo schwefelhaltiger Boden mit riesigen Explosionen reagierte, wurde die Welt auf einen Schlag verändert. Der Chicxulub-Einstiegskrater ist heute noch sichtbar. Allerdings werden zahlreiche Krater auf der ganzen Welt mit dem Einschlag in Verbindung gebracht. So müssen enorme Mengen an Staub und Gestein durch die Luft geschleudert worden sein.
Die Erde verglühte und verbrannte und wurde für etwa eineinhalb Jahre durch Staub und Ruß in der Atmosphäre verdunkelt. Fotosynthese war für Pflanzen nicht länger möglich. Forscher gehen heute vom drittgrößten Artensterben der Weltgeschichte aus. So wird vermutet, dass rund drei Viertel aller Tiere und Pflanzen sowohl an Land als auch im Wasser zu dieser Zeit ausstarben. Wie nun Forscher aus den USA und Großbritannien herausgefunden wollen haben, muss es Frühling oder Sommer auf der Nordhalbkugel gewesen sein, als der Asteroid den Lauf der Geschichte für immer verändern sollte.
Mehrere Anzeichen deuten auf Einschlag im Frühling oder Sommer hin
Erst der Einschlag führte zum Siegeszug der Säugetiere. Erstautor der Studie, Robert DePalma von der Florida Atlantic University, erklärte zur Bedeutsamkeit der Jahreszeit: „Die Jahreszeit spielt eine wichtige Rolle für viele biologische Funktionen, etwa Fortpflanzung, Ernährungsstrategien, Wirt-Parasit-Interaktionen, saisonale Ruhezeiten und Vermehrungsmuster.“
Wie die Wissenschaftler im Fachmagazin Scientific Reports mitteilen, konnten sie bei der Untersuchung einer Fundstelle im US-amerikanischen North Dakokta Erdschichten, Pflanzenpollen und Fossilien näher analysieren. Der Paläntologe Anton Oleinik kommentierte die Funde: „Es ist einfach erstaunlich, dass mehrere unabhängige Beweisketten so deutlich darauf hinweisen, in welcher Saison vor 66 Millionen Jahren der Asteroid auf dem Planeten einschlug.“
So konnte unter anderem in versteinerten Fischgräten von Urzeit-Stören Wachstumslinien ausgemacht werden. Im Frühling und im Sommer zeigen sich dickere und dunklere Linien, was durch ein reichhaltigeres Nahrungsangebot ausgelöst wird. Im Herbst und im Winter wachsen die Fische hingegen langsamer. Das Team aus Geologen und Paläontologen konnte entsprechend auf die Wachstumszeit zwischen dem späten Frühling und dem frühen Sommer zurückschließen. Zu dieser Zeit verstarben die Jungfische.
Süßwasser-Ökosysteme heute stärker vom Menschen betroffen als von damaligen Asteroiden-Einschlag
Die Forscher fanden auch Eintagsfliegen und abgenagte Blätter. 40 Prozent der zum Einschlag frischen Blätter wiesen Fraßspuren auf. Ferner war wohl der Fund von fossilen Eintagsfliegen im Erwachsenenstadium eines der eindeutigsten Indizien für die Jahreszeit. Adulte Tiere sterben nach der Verpuppung meist schon nach wenigen Stunden bis hin zu ein paar Tagen. Das Larvenstadium verlassen die Tiere in der Regel im Frühling oder im Sommer.
Für welche Tiere und Pflanzen der Einschlag zum Aussterben geführt hatte, müsse auch an der Vermehrungsstrategie der jeweiligen Arten gelegen haben. „Das Massensterben von Jungtieren wäre besonders für solche Spezies desaströs, die viele Jahre brauchten, um das Brutalter zu erreichen – oder solche, die sich nur unter idealen Bedingungen fortpflanzten“, so die Forscher. Andere Ökosysteme waren schon damals widerständiger.
Besonders bedenklich ist daher eine neue Forschungsarbeit der Uni Wien zu heutigen Süßwasser-Okösystemen und dem modernen Artensterben. Diese sollen durch die menschengemachte Umweltverschmutzung deutlich stärker betroffen sein als vom Asteroiden-Einschlag von Chicxulub vor 66 Millionen Jahren.
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