Am 29. Januar 1886 meldete Carl Benz das Patent für das erste Auto an. Seither hat sich vieles verändert. Insbesondere in den letzten Jahren zeichnet sich ein fundamentaler Paradigmenwechsel ab. Nach einer Studie der Unternehmensberatung „Roland Berger“ werde der Wandel rasch vonstattengehen. Fahrzeuge werden demnach künftig Computer auf Rädern sein, die ständig mit ihrer Umgebung vernetzt sind.
Diese Entwicklung habe weitreichende Auswirkungen – sowohl für Kunden, aber auch für Autohersteller und Zulieferer. Unternehmen seien mehr und mehr dazu genötigt, die Entwicklungskosten zu erhöhen. Andernfalls drohe ihnen, den Anschluss zu verlieren. Gemäß den Autoren der Studie könne es sich aktuell „kein Akteur leisten, einfach wie bisher weiter zu machen“.
Dabei sei es so, dass die Entwicklungen sowie Implementationen an vielen Fronten gleichzeitig stattfinden. So werde der Bereich des Autonomen Fahrens zunehmend wichtig. Gleichzeitig gebe es auch hinsichtlich der Antriebsform der Zukunft keine Gewissheit. Die Auto-Konzerne positionieren sich hierbei unterschiedlich. Während Tesla beispielsweise einzig und allein die Elektromobilität in den Fokus rückt, strebt der bayerische Autobauer BMW ein breites Portfolio an, bestehend aus Verbrennern, einer akkubetriebenen Elektro-Flotte sowie Wasserstoff-Fahrzeugen.
Kosten für Software steigen rasant
Derzeit beträgt der Kostenanteil elektronischer Komponenten bei Kraftfahrzeugen rund 16 Prozent. Der Roland-Berger-Studie zufolge steige dieser Anteil bis zum Jahr 2025 auf etwa 35 Prozent. Bei einem Computer auf Rädern – einem halbautonom fahrenden Automobil – sollen sich die Kosten hierbei auf mehr als 7.000 US-Dollar belaufen.
Falk Meissner, seines Zeichens Partner bei Roland Berger, betont, dass es den fundamentalen Wandel nicht zum Nulltarif gebe: „Autonomes Fahren erfordert nicht nur einen Wechsel von der menschlichen Entscheidungsfindung zur künstlichen Intelligenz, vom Gedächtnis zur Karte und von den Sinnen zu den Sensoren, sondern auch Investitionen in dafür benötigte Technologien“. Rund die Hälfte der Kostensteigerungen sollen hierbei für Kameras sowie LIDAR,- Radar- und Ultraschallsensoren aufgewendet werden. Die restliche Summe komme indes KI-gesteuerten zentralen Recheneinheiten zugute.
Entwicklung erhöht Konkurrenzdruck
Unterdessen betont Meissner, dass es nur wenigen Unternehmen gelingen werde, die komplette Elektronik- und Software-Lieferkette abzubilden. Einige setzen daher zunehmend auf Partnerschaften.
Einig sind sich die konkurrierenden Konzerne in der Haltung, dass es ohne Fortschritte im Bereich Digitalisierung und Software nicht möglich sei, auch in der Zukunft bestehen zu können. Volkswagen-Chef Diess brachte es mit seinem Ausspruch „Tech oder Tod“ pointiert zum Ausdruck. Demnach könne jenes Unternehmen das Rennen im Bereich der Mobilität gewinnen, welches die benutzerfreundlichsten Programme entwickelt. „Das Automobil wird in Zukunft das komplexeste, wertvollste, massentaugliche Internet-Device […] Im Auto werden wir kontinuierlich online sein, weit mehr Daten abliefern als Smartphones, aber auch mehr Informationen, Dienste, Sicherheit und Komfort aus dem Internet bekommen“, so die Ausführungen von Diess.
Angesichts dieser erwarteten Veränderungen scheint es nicht verwunderlich, dass sich die Konzerne einen Wettkampf bieten. Hier wiederum – zumindest lassen andere Daten dies naheliegend erscheinen – haben die renommierten deutschen Unternehmen aktuell noch das Nachsehen. Erst unlängst berichtete die japanische Zeitung Nikkei, dass Tesla bis zu 6 Jahre Vorsprung habe. Insbesondere die zentrale Recheneinheit sei herausstechend.
Wie schnell die neuen Technologien Marktreife erlangen, wird sich erst noch zeigen müssen. Die Stoßrichtung ist jedoch klar – sowohl die Studienlage, als auch die Ausführungen unterschiedlicher Konzernlenker zeigen an, dass es nur noch eine Frage der Zeit ist, bis das Gros der Autos tatsächlich Computer auf vier Rädern sind.
Bild: Jamie Wynder/Flickr