Brasilianische Forscher haben an einem abgelegenen Ort in Japan eine neue Quallenart in einer Tiefe von 812 Metern entdeckt. Das Tier mit dem Namen Santjordia pagesi wurde nur zweimal in einer tiefen Unterwasser-Vulkanstruktur namens Sumisu Caldera auf den Ogasawara-Inseln rund 460 km südlich von Tokyo gesichtet. Ihre Entdeckung beschrieben die Forscher nun in der Fachzeitschrift Zootaxa.
Leuchtendes Rot erinnert Forscher an das Kreuz des Heiligen Georg
Santjordia pagesi hat einen Durchmesser von etwa 10 cm und zeichnet sich durch einen leuchtend roten Magen aus, der an das Kreuz des Heiligen Georg erinnert. „Diese Art unterscheidet sich stark von allen bisher entdeckten Tiefseemedusen“, so Studienleiter André Morandini, Professor für Zoologie an der Universität São Paulo. „Sie ist relativ klein, während andere in dieser Art von Umgebung viel größer sind. Die leuchtend rote Färbung ihres Magens hat wahrscheinlich mit dem Nahrungserwerb zu tun“. Gleichzeitig helfe das Rot dabei, biolumineszente Organismen nach deren Konsum vor Raubtieren zu verbergen. Solche leuchtenden Organismen sind in der Tiefsee relativ weit verbreitet.
Very rare medusa jellyfish species spotted near Japan: In the vast and mysterious depths of the ocean, scientists have revealed a fascinating new species of medusa jellyfish, known as Santjordia pagesi, or the St George’s Cross Medusa. https://t.co/igLOmPLiyQ
— Earth.com (@EarthDotCom) February 5, 2024
Die Forscher glauben, dass diese Art möglicherweise einzigartige Gifte besitzt, die bisher unbekannt sind. „Wer weiß? Vielleicht birgt sie Geheimnisse, die wertvoller sind als alle Bodenschätze, die an diesem Ort abgebaut werden könnten. Und das alles mit dem Vorteil, dass die Art und der Ort intakt bleiben“.
Zwei Jahrzehnte im Verborgenen
Das nun beschriebene Exemplar der Qualle wurde bereits 2002 von dem ferngesteuerten Fahrzeug (ROV) Hyperdolphin bei einem Tauchgang in der Sumisu-Caldera gefangen, die nur von wissenschaftlichen Expeditionen mit dieser speziellen Ausrüstung erreicht werden kann. Es sollte fast zwei Jahrzehnte dauern, bis ein weiteres Exemplar der gleichen Art gesichtet werden konnte. Benannt wurde die Quallenart im Übrigen nach Dr. Francesc Pagès, einem Quallen-Experten aus Barcelona, der kürzlich verstorben ist.
Die Forscher hoffen, dass die Entdeckung der Quallenart zu einem besseren Verständnis der marinen Biodiversität beiträgt und die einzigartigen Lebensräume in der Tiefsee schützt. Morandini kommentiert: „Wir haben uns dafür entschieden, die Beschreibung zu veröffentlichen und auf die Arten aufmerksam zu machen, die an diesem Ort vorkommen, der ein mineralreiches Substrat aufweist und das Potenzial hat, kommerziell erschlossen zu werden. Leider kann man an solchen Orten nicht ohne Partner forschen, die solche Interessen haben“.
Bildquelle: Dhugal John Lindsay/JAMSTEC