In Zukunft soll es in Deutschland eine Nationale Forschungsdaten-Infrastruktur (NFDI) geben. Das haben Bund und Länder kürzlich bei der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz (GWK) entschieden. Ziel ist es, Datenbestände aus Forschung und Wissenschaft digital zusammenzuführen und so besser nutzbar zu machen. Den Vorschlag hatte der Rat für Informationsinfrastrukturen (RfII) bereits 2016 gemacht, nun wurde er verabschiedet.
Um Forschungsdaten nachhaltig zu speichern, zugänglich zu machen und die Bestände pflegen zu können, müssen laut den Wissenschaftsakademien dringend deutschlandweite Infrastrukturen aufgebaut werden. Denn bisher gibt es keine übergreifende Strukturen, die Forschungsdaten deutschlandweit erfasst. Insbesondere die Forschungen und wissenschaftlichen Arbeiten der Geisteswissenschaften benötigen eine Forschungsinfrastruktur, die eine langfristige Sicherung möglich macht. „Das föderal und selbstverantwortlich organisierte deutsche Wissenschaftssystem ist weit verzweigt, arbeitet projektbezogen und oftmals mit Insellösungen – damit ist auch die Datenlandschaft extrem heterogen“, erklärte RfII-Vorsitzende,Professorin Petra Gehring, die Problematik.
Umsetzung in naher Zukunft
Laut Gehring ist eine Nationale Forschungsdaten-Infrastruktur eine „einmalige Chance“, um das „Potential dieser Vielfalt“ wissenschaftlich besser zugänglich und dadurch effektiver nutzbar zu machen. Eine Umsetzung wäre schon in Kürze denkbar, so Gehring, denn die deutsche Wissenschaftsgemeinschaft hat großes Interesse an dem Projekt. „Mit der NFDI gewinnen innovative Methoden an Durchschlagskraft und zugleich tut Deutschland auf dem Weg zu einer europäischen Datenlandschaft einen wichtigen, eigenständigen Schritt.“ Zusätzlich sollen die Datenbestände auch in dieEuropean Open Science Cloud (EOSC) integriertwerden. Insbesondere die Wissenschaftsakademien sind an der Diskussion um die Gestaltung als auch der Planung des Vorhabens beteiligt. Dafür wurde eigens eine interakademische Arbeitsgruppe unter dem Dach der Akademienunion ins Leben gerufen. Finanziert werden soll die NFDI von Bund und Ländern. Über einen Zeitraum von zehn Jahren wird sie im stufenweisen Aufbau mit bis zu 90 Millionen Euro im Jahr gefördert.
Öffentliche Förderung ist essenziell
Vor allem in den Geisteswissenschaften braucht es dringend eine zuverlässige Infrastruktur für Forschungsdaten, um digitale Methoden sinnvoll nutzen zu können. Bisher sind digitale Verfahren immer mit der Sorge des Datenverlusts verbunden. Nur die langfristige Etablierung einer Forschungsinfrastruktur, die gegen Datenverlust gesichert ist, bietet der Wissenschaft die Möglichkeit, die Potentiale digitaler Forschungsmethoden voll auszuschöpfen. Deshalb hält Gehring die öffentliche Förderung auch für eine grundlegende Vorraussetzung: „Die Privatisierung von Daten beziehungsweise Datendiensten, Ökonomisierungsdruck und Verwertungsinteressen gehören zu den großen Gefahren für die öffentliche Wissenschaft im Digitalzeitalter“, sagte sie. „Eine nationale Forschungsdaten-Infrastruktur bietet die Chance, dem Wissenschaftssystem Handlungsfreiheit und Handlungsfähigkeit zu erhalten.“ Bei der Konferenz wurden auch zusätzliche Förderungen für Forschungsbauten, Großgeräte an Hochschulen und Rechenzentren beschlossen. Insgesamt soll vor allem die angewandte Wissenschaft an Fachhochschulen weiter gestärkt werden.