Der Übergang von der Kultur der Jäger und Sammler, die ein Nomadenleben führten, zur Sesshaftigkeit ist laut Historikern eine der prägendsten Begebenheiten in der Entwicklung des modernen Menschen. Unter anderem wurde mithilfe von archäologischen Funden nun festgestellt, dass sich in dieser Zeit die Nahrungsaufnahme deutlich verändert hat.
Eine neue Studie, die Ende November im Fachjournal „Nature Communications“ veröffentlicht wurde, untermauert diese Theorie durch Untersuchungen von Mundbakterien von 76 Menschen, die in den letzten 30.000 Jahren in Mittelitalien lebten. Im Speziellen fanden die Wissenschaftler heraus, wann sich der Konsum von Getreide erhöht und der Verzehr von Fleisch verringert hat. Milch wurde regelmäßig getrunken und Zahn- und Zahnfleischkrankheiten und Karies wurden im Laufe der Zeit häufiger.
Zahnstein und Nahrungsreste ausschlaggebend für Studie
Wenn wir unsere Ernährung verändern, verändert sich auch das Mikrobiom unseres Mundes. Die Bakterien, die sich dort angesiedelt haben, spiegeln sich im Aufbau des Zahnsteins wider. Die Forschenden rund um Erstautor Andrea Quagliariello machten sich diese Eigenheit des Körpers zunutze, um die prähistorische Ernährung des Menschen zu rekonstruieren. Von 76 (teilweise) erhaltenen Mumien untersuchten sie nicht nur das indirekt abgebildete Mikrobiom, sondern auch Nahrungsreste, die zwischen den Zähnen zu finden waren. Zur Vervollständigung der Forschung verwendeten sie zusätzlich archäologische Funde, auf denen ein Teil der alten Mahlzeiten zurückblieb.
Die Ergebnisse spiegeln den bisherigen Forschungsstand wider, bringen aber auch einige neue Tatsachen an den Tag. In den ersten 20.000 Jahren der Menschheitsgeschichte war die Ernährung demnach sehr konstant. Sie beinhaltete eine große Vielfalt von pflanzlichen Lebensmitteln, aber auch Fleisch wurde häufig konsumiert. Langsam, aber sicher änderte sich die Ernährungsweise. Vor ungefähr 8200 Jahren schränkte sich die Vielfalt der verschiedenen Gemüse-, Obst- und Pflanzensorten endgültig ein und es wurden nur mehr wenige Arten konsumiert. Stattdessen fokussierte sich der Mensch immer mehr auf Getreidesorten wie Weizen und Dinkel. Zu diesem Zeitpunkt beinhaltete das Mikrobiom auch Bakterien, die mit der Verstoffwechselung von Milch assoziiert werden. Das bedeutet höchstwahrscheinlich, dass die Menschen vor 8000 Jahren schon regelmäßig Milch konsumiert haben.
Weniger Fleisch, mehr Kohlenhydrate und Karies
Ein weiterer Sprung in der Ernährung erfolgte vor 6000 Jahren. Der Zahnstein der Mumien zeigt, dass sich zu diesem Zeitpunkt die Proteinzufuhr reduzierte. Die Menschen aßen weniger Fleisch und nahmen stattdessen mehr pflanzliche Kohlenstoffe wie Kartoffeln zu sich. Tatsächlich scheint die dadurch verursachte Veränderung des Mikrobioms ähnlich der zu sein, die heute bei Menschen mit rein veganer Ernährung auftritt. Der Übergang vom Nomadenleben zur Sesshaftigkeit dürfte zu diesem Zeitpunkt endgültig abgeschlossen gewesen sein. Dieser Zeitpunkt wird durch archäologischen Beweismaterial untermauert.
Bild von Alexa auf Pixabay , Artikel von Anna Mikulics