Weil Kupfer schädliche Keime abtötet, werden Türklinken in Krankenhäusern oftmals mit dem Edelmetall beschichtet. Allerdings hat das natürliche Desinfektionsmittel auch seine Grenzen, wie aus einer aktuellen Studie des Instituts für Mikrobiologie der Bundeswehr München hervorgeht. Demnach können Bakterien unter bestimmten Bedingungen Mutationen entwickeln, die ihnen ein Überleben auf der antimikrobiellen Oberfläche sichern. Hierzu zählt auch der multiresistente Krankenhauskeim MRSA.
Multiresistente Keime können nicht mit den standardmäßigen Antibiotika behandelt werden, und stellen somit eine große Gefahr für Patienten dar. Jedes Jahr sterben in Europa mehr als 33.000 Menschen an den Infektionen mit den genannten Keimen. Etwa drei Viertel hiervon stecken sich in Kliniken oder anderen Gesundheitseinrichtungen an.
Bis dato war man davon ausgegangen, dass die Keime auf Kupferoberflächen nicht überleben können. Dietrich Nies, seines Zeichens Co-Autor der Studie, erklärt, dass Kupferoberflächen regelrechte Bakterienkiller seien: „Binnen weniger Minuten sterben die meisten Bakterien ab, wenn sie auf einer Kupferoberfläche landen“. Die Forscher förderten nun allerdings beunruhigende Ergebnisse zutage. Neben MRSA kann auch das Darmbakterium Escherichia coli so mutieren, dass sie Resistenzen gegenüber Kupfer entwickeln. Bei der Erhebung setzten die Wissenschaftler die Bakterien jeweils kurz auf die Kupferoberfläche, und im Anschluss zur Erholung in ein Nährmedium. Diesen Vorgang wiederholten sie oftmals, erhöhten hierbei jedoch laufend die Zeit auf dem Edelmetall. Bereits nach etwa 3 Wochen konnten die Keime mehr als eine Stunde auf der Kupferbeschichtung überleben.
Beunruhigende Entwicklung
Zwar seien die Bedingungen für Mutationen außerhalb des Labors nicht so ideal, wie Nies konstatiert. “Werden Kupferoberflächen aber nicht regelmäßig gereinigt, können darauf isolierende Fettschichten entstehen, die über einen längeren Zeitraum eine ähnliche Entwicklung ermöglichen könnten“.
Doch wie gelingt es den Keimen, auf der Kupferoberfläche zu überleben? Die Forscher betonen, dass sie kein Gen für die Resistenz gegen die Wirkung des Edelmetalls gefunden hätten. Allerdings entdeckten sie, dass die Bakterien ihren Stoffwechsel auf das absolute Minimum herunterfahren, und in einen Art Winterschlaf verfallen. Die Studienautoren empfehlen, Kupferoberflächen regelmäßig mit speziellen Mitteln zu reinigen, damit sich keine sogenannten Persister-Bakterien entwickeln können.
Anwendungen von Kupfer
Auch über Türklinken in Gesundheitseinrichtungen hinaus entfaltet Kupfer auch in anderen Bereichen eine präventive Wirkung. So setzt beispielsweise der Schutzmasken-Hersteller „Rgenau Medical“ auf eine Kupfer-Mehrfachbeschichtung, die Angaben des Unternehmens zufolge keimtötend wirken soll. Internationale Studien haben in der Vergangenheit bereits mehrfach nachgewiesen, dass Kupfer antivirale, antibakterielle und fungizide Eigenschaften besitzt.
Eine dieser Erhebungen wurde von einem Forscherteam des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf durchgeführt. Diese untersuchten, wie lange sich Bakterien auf Geldscheinen und Münzen halten. Das Ergebnis: Auf den reinen Kupferoberflächen der 5-Cent-Münzen hielten sich die Bakterien am schlechtesten. Die günstigsten Bedingungen finden die Bakterien hingegen auf dem Papiergeld vor. Vor diesem Hintergrund wäre es womöglich sogar ratsam, Kupfermünzen mit höherem Geldwert herauszugeben, wie in einem „Deutschen Welle“-Artikel vorgeschlagen wird.