68 Prozent der Deutschen sehen Künstliche Intelligenz (KI) inzwischen als Chance. Noch im Jahr 2017 lagen Befürworter und Skeptiker gleichauf. Dies geht aus einer am Montag veröffentlichten Umfrage des Digitalverbandes Bitkom hervor. Demnach variiert die Akzeptanz von KI je nach Einsatzgebiet.
Besonders großen Zuspruch äußern die Bürger gegenüber KI-Anwendungen im Pflegebereich. Hier sehen 75 Prozent ein großes Potenzial. Auch in Ämtern und Behörden (73 Prozent) und in der Medizin (67 Prozent) erachten die Befragten derlei Anwendungen als sinnvoll.
Nichtsdestotrotz ist immer noch knapp ein Drittel davon überzeugt, dass KI eine Gefahr darstellt. Die Befürchtungen sind unterschiedlicher Natur. Knapp die Hälfte ist der Auffassung, dass KI respektive deren Algorithmus bei Stellenausschreibungen bestimmte Personengruppen diskriminieren könnte. Auch im Bereich der Betreuung von Kleinkindern sind lediglich 38 Prozent der Meinung, dass hier KI zum Einsatz kommen sollte.
KI in der Mobilität
76 Prozent der Deutschen gehen davon aus, dass KI-Warnsysteme in den kommenden Jahren in Autos implementiert werden. Ebenfalls deutlich mehr als die Hälfte rechnen in dem kommenden Jahrzehnt mit autonom fahrenden Bussen. Deutlich kritischer sind die Bundesbürger in puncto selbstfahrender Kraftfahrzeuge: 57 Prozent mutmaßen, dass dies die Anzahl der Verkehrstoten stark erhöhen würde. Bitkom-Präsident Achim Berg scheint die Sachlage bedeutend anders einzuschätzen: „Dabei ist gerade die zusätzliche Sicherheit einer der wichtigsten Gründe für die Entwicklung autonomer Fahrzeuge. Aktuell werden 9 von 10 Unfällen mit Verletzten oder Toten in Deutschland durch menschliches Fehlverhalten verursacht“, so seine Ausführung.
Indes fordert Berg einen Kurswechsel der Bundesrepublik beim Umgang mit Daten. Nur damit könne Deutschland eine weltweite Führungsrolle bei Künstlicher Intelligenz einnehmen. Seiner Meinung nach müsse „Datenverfügbarkeit und Datensouveränität als Leitbild die Datensparsamkeit ersetzen“.
Lernen wie ein menschliches Gehirn
Die Forschung im Bereich der Robotik und KI läuft weltweit auf Hochtouren. Wissenschaftlern des Helmholtz-Zentrum-Dresden-Rossendorf ist es nun gelungen, die Strukturen und Leistungen des Gehirns mit Halbleitermaterialien zu kopieren. Mithilfe chemischer und biologischer elektrischer Sensoren seien künstliche Neurotransistoren entwickelt worden. Dieser weise hinsichtlich der Informationserfassung und Verarbeitung die gleiche Funktionsweise wie das menschliche Gehirn auf. Roboter, welche mit diesem System arbeiten, könnten hierdurch künftig ähnliche Lerneffekte wie ein Mensch erzielen, so das Ergebnis der Forscher.
Zahlreiche Anwendungsgebiete im Bereich der Künstlichen Intelligenz setzen ein hohes Level des Netzausbaus voraus – ein Gebiet, in dem Deutschland länger hinterherzuhinken schien. Die jüngste Corona-Krise versetzte dem Ausbau und der Digitalisierung allerdings einen Schub, wie zwei Studien der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V. offenlegen. Dies, so die Autoren der Erhebung, sei auch dringend notwendig gewesen: „Weiße Flecken darf es nicht mehr geben, und wir brauchen einen Qualitätssprung hin zu 5G bei den Netzen. Hier herrscht enormer Handlungsdruck, und die internationale Konkurrenz schläft nicht“.
In Summe scheint es immer wahrscheinlicher, dass KI künftig auch in den unterschiedlichsten Bereichen zum Einsatz kommt. Einerseits weil die Bürger demgegenüber immer aufgeschlossener werden, andererseits, weil die Technologie immer ausgereifter zu werden scheint.