Die Erderwärmung infolge des Klimawandels bringt seit Jahren Eisgletscher zum Schmelzen, doch auch in Eishöhlen ist das Phänomen nun messbar. Dies bestätigt eine neue Studie aus Österreich.
Das Naturwunder Eishöhle
Unter der Erdoberfläche unseres Planeten liegen tausende Eishöhlen versteckt. Österreich hat dabei das größte Vorkommen an den eisigen Naturwundern. Forscher der Universität Innsbruck untersuchten für eine Studie acht solcher Eishöhlen in der Alpenrepublik. Der Leiter des Teams, Tanguy Racine, erläutert das Forschungsprojekt laut Wissenschaft.de: „Es gibt bereits Untersuchungen zu einzelnen Eishöhlen. Wir wollten jetzt allerdings erstmals eine vergleichende Analyse erstellen und haben uns deshalb auf die Entwicklung mehrerer Höhlen fokussiert, die sich in vergleichbaren Settings befinden: ähnliche Höhenlage und eine steil bis vertikal abfallende Geometrie.“
Ihre Untersuchungen fokussierten die Forscher auf schachtförmige Eishöhlen. Diese bilden sich ähnlich wie Gletscher aus Niederschlag. Dabei rutscht Schnee im Winter in die Höhle hinein und verfestigt sich dort, es entstehen nach und nach gewaltige Eisschichten.
Die Datierung der Eisschichten
Zu Beginn der Untersuchungen war es nötig, die Eisschichten zu datieren, um später zu errechnen, zu welchem Zeitpunkt wie viel Eis in der Höhle lag. Dafür verwendete das Team die sogenannte Radiokarbon-Methode. Mit ihr bestimmten sie das Alter von Holzstücken, die in den Eisschichten zu finden waren.
Racine erklärt: „Wir haben uns auf kleinste Einschlüsse von Holz in den Eisschichten konzentriert. Denn das Alter dieser Holzreste, die von außen in die Höhlen gefallen sind, lässt sich genau bestimmen“. Die Forscher konnten so Daten von einem Zeitraum bis zu 2000 Jahre aus der Vergangenheit ermitteln. Dank dieser Datierungen war es den Wissenschaftlern möglich, insgesamt 107 Proben zu vergleichen und eine Bilanz ziehen.
Ihre Ergebnisse konnte das Team anhand bereits bestehender Analysen überprüfen. Es ist bekannt, dass es zwischen 850 und 1200 nach Chr. eine warme Klimaanomalie gab. Diese ließ sich auch in den datierten Eiseinschlüssen des Teams nachweisen. Für den Zeitraum der kleinen Eiszeit, die von 1400 bis 1850 verlief, konnten die Forscher eine positive Entwicklung im Eis sehen.
Dramatische Entwicklungen in den letzten Jahrzehnten
Die Ergebnisse der Untersuchungen zeigen, dass es auch in den letzten 2000 Jahren bereits Trockenperioden mit wenig Niederschlag und einer niedrigen Eisbilanz gab. Eine solch negative Entwicklung wie in den letzten 20 Jahren ist allerdings einmalig. „Wir sehen eine Geschwindigkeit des Eisrückgangs, die in keiner Periode in unserem Messzeitraum der letzten 2000 Jahre zu beobachten war“, so Racine. „Nicht nur Gletscher zeigen also eine überdurchschnittlich negative Massenbilanz, besonders in den letzten Jahrzehnten. Auch das Eis der Eishöhlen ist von den Folgen des Temperaturanstiegs und der rückläufigen Niederschlagsmengen stark betroffen“.