Gemäß den Daten des „DLRG“ sind im vergangenen Jahr alleine in Deutschland 378 Menschen ertrunken. Der Großteil hierbei verstarb in Binnengewässern, doch auch in Schwimmbädern kamen Personen ums Leben. Ein möglicher Grund: Nachwuchsprobleme bei den Rettungsschwimmern. Ein Team des Fraunhofer-Instituts für Optronik, Systemtechnik und Bildauswertung entwickelte nun einen autonomen Wasserroboter, der Ertrinkende retten soll.
Hierbei handelt es sich gemäß den Wissenschaftlern um einen weltweit einzigen Roboter. Dieser soll Bademeistern und Rettungsschwimmern zur Seite stehen. Das Projekt wurde vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie gefördert.
Bei einem Einsatz in einem Schwimmbad sollen an der Hallendecke Überwachungskameras angebracht werden. Diese wiederum registrieren die Bewegungsmuster und Position der Ertrinkenden, die Koordinaten werden in Folge an den Roboter gesendet. In einem solchen Fall verlässt der Unterwasserroboter seine Dockingstation, und befördert die Personen an die Wasseroberfläche.
Die Erkennung potenziell ertrinkender Personen soll wiederum gut möglich sein. „Es gibt typische Körperpositionen, an denen man erkennt, dass sich jemand in Gefahr befindet„, so Informatiker Helge Renkewitz, der das Projekt geleitet hat. Im Freiland sollen Flugdrohnen und Zeppelin-Systeme die Aufgabe der an der Decke montierten Überwachungskameras übernehmen.
Erste Tests
Erste Praxistests habe der Roboter mit Bravour absolviert. So wurde im Hufeisensee bei Halle ein 80 Kilogramm schwerer Dummy in drei Meter Tiefe abgelassen. Der Rettungsroboter erkannte ihn, fixierte ihn, und beförderte ihn innerhalb von einer Sekunde an die Wasseroberfläche. Dann geleitete er den Dummy auf dem kürzesten Weg etwa 40 Meter zurück zum Ufer. „Die komplette Rettungsaktion dauerte gut zwei Minuten. Verunglückte müssen innerhalb von fünf Minuten reanimiert werden, um dauerhafte Schäden auszuschließen„, so Renkewitz.
Das Team betont, dass der Einsatz als Rettungsroboter denkbar ist. Gleichzeitig seien jedoch auch andere Anwendungen möglich. Beispielsweise könne mittels Roboter das Aufspüren und die Prüfung von archäologischen Funden erfolgen.
Zumindest in Deutschland sind Todesfälle durch Ertrinken rückläufig. Wie erwähnt, starben im vergangenen Jahr 378 Menschen. Deutlich mehr kamen beispielsweise 2003 ums Leben, hier betrug die Anzahl in der Bundesrepublik 644. Deutlich anders sieht es bei einem Blick auf die weltweiten Zahlen aus. Zwar liegen keine aktuellen Daten vor, doch im Jahr 2014 sollen global 372.000 Menschen ertrunken sein, so Zahlen der WHO.
Fortschritte in der Forschung
Forschungsbemühungen rund um autonom agierende Tauchroboter nehmen zuletzt stark zu. Vor wenigen Wochen verkündeten Forscher der chinesischen Zhejiang University, dass ein Tiefsee-Tauch-Roboter im Marianengraben bei bis zu 10.900 Meter Tiefe unterwegs war. Mit diesem Test zeigten die Wissenschaftler, dass derartige Roboter auch für den Einsatz unter extremen Bedingungen geeignet sind. Mögliche Anwendungen seien Überwachungen des Ozeans oder Verhinderungen von Meeresverschmutzungen.
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