Wird es schon bald möglich sein, Medizin einfach zu inhalieren? Forscher haben ein potenziell revolutionäres Nanomaterial nun erstmalig erfolgreich am Menschen getestet. Sie schreiben von einem „Wundermaterial“.
Tests mit Gesichtsmasken
Die Wissenschaftler um Dr. Mark Miller vom Zentrum für Herz-Kreislauf-Wissenschaften der Universität Edinburgh verwendeten für diese erste Studie, die in der Fachzeitschrift Nature veröffentlicht wurde, dünnstes, ultrareines Graphenoxid. „Nanomaterialien wie Graphen versprechen viel, aber wir müssen sicherstellen, dass sie auf sichere Weise hergestellt werden, bevor sie breiter eingesetzt werden können“, so Studienleiter Miller in einer Pressemitteilung. „Die Möglichkeit, die Sicherheit dieses einzigartigen Materials an menschlichen Freiwilligen zu erforschen, ist ein großer Schritt vorwärts in unserem Verständnis davon, wie Graphen den Körper beeinflussen könnte“.
14 Freiwillige nahmen unter sorgfältig kontrollierten Expositions- und klinischen Überwachungsbedingungen an der Studie teil. Die Probanden atmeten das Material zwei Stunden lang durch eine Gesichtsmaske ein, während sie in einer speziell entwickelten mobilen Kammer radelten, die vom Nationalen Institut für öffentliche Gesundheit in den Niederlanden nach Edinburgh gebracht wurde. So konnten die Forscher gezielt die Auswirkungen des Materials auf die Lungenfunktion, den Blutdruck, die Blutgerinnung und die Entzündung im Blut messen. Einige Wochen später wurden die Probanden erneut einer kontrollierten Exposition gegenüber eines anderen Volumens von Graphenoxid oder sauberer Luft ausgesetzt.
Erfolgreiche Tests könnten Weg zu Behandlungen ebnen
Die Tests konnten als Erfolg gewertet werden. Schließlich ergaben sie keine nachteiligen Auswirkungen auf die Lungenfunktion, den Blutdruck oder die Mehrheit der anderen biologischen Parameter, die untersucht wurden. Die Forscher stellten jedoch fest, dass die Inhalation des Materials möglicherweise die Art und Weise beeinflusst, wie das Blut gerinnt. Der Effekt sei jedoch vergleichsweise gering.
„Die Entdeckung, dass diese Art von Graphen sicher und mit minimalen kurzfristigen Nebenwirkungen entwickelt werden kann, könnte die Tür zur Entwicklung neuer Geräte, Behandlungsinnovationen und Überwachungstechniken öffnen“, so Professor Bryan Williams, wissenschaftlicher und medizinischer Leiter der British Heart Foundation. „Wir freuen uns auf größere Studien über einen längeren Zeitraum, um besser zu verstehen, wie wir Nanomaterialien wie Graphen sicher einsetzen können, um den Patienten lebensrettende Medikamente zukommen zu lassen.“
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