Bereits vor Jahrzehnten prognostizierten Wissenschaftler wie Michael E. Mann, dass tropische Wirbelstürme künftig an Intensität gewinnen. Erstmals konnten Forscher nun in einer Studie beweisen, dass dem tatsächlich so ist. Die Klimaforscher Lin Li und Pinaki Chakraborty vom Okinawa Institute of Science and Technology veröffentlichten die Ergebnisse der Erhebung im Fachblatt „Nature“.
Der Studie zufolge dringen Hurrikans inzwischen weiter ins Land vor, bevor sie sich abschwächen. Die Intensität der Hurrikans nach einem Tag über Land sei inzwischen doppelt so hoch, wie noch vor 50 Jahren. Dies liege an den wärmeren Meeren, welche die Hurrikans mit mehr Wasserdampf versorgen. Der Dampf ist die Triebkraft der Wirbelstürme, er liefert die Energie, die ihre Winde antreibt. Die Feuchtigkeit aus den Ozeanen sei eine Art „Hurrikan-Wärmekraftmaschine“, so die Worte der Klimaforscher.
Die Wissenschaftler untersuchten Daten zu allen nordatlantischen Hurrikans, die zwischen 1967 und 2018 an Land kamen. Sie kamen zu dem Ergebniss, dass die Stürme in den letzten 50 Jahren deutlich stärker wurden: „Vor 50 Jahren hatte ein Hurrikan einen Tag nach Landfall im Schnitt nur noch 24 Prozent seiner ursprünglichen Intensität. Heute liegt dieser Wert bei 48 Prozent“, wie die Studienautoren betonen. Die Hurrikans brauchten im Laufe der Zeit immer länger, um sich abzuschwächen. Dies habe zur Folge, dass die Wirbelstürme immer weiter ins Land vordringen können, ehe sie sich auflösen.
Große Herausforderung
Die Tatsache, dass die Hurrikans größere Strecken im Landesinneren passieren, bringe zahlreiche Probleme mit sich. „Es sind dadurch vermehrt Gemeinden im Inland betroffen, die bislang nicht das Know-how oder die Infrastrukturen haben, um mit so intensivem Wind oder Starkregen umzugehen“.
Die Klimaforscher appellieren an die internationale Gemeinschaft, die globale Erderwärmung zu bremsen. Andernfalls würden sich Hurrikans nach dem Landfall weiterhin langsamer abschwächen, was in höhere wirtschaftliche Schäden münde und die Anzahl der Todesopfer erhöhe.
Zunahme der Verwüstung
In diesem Jahr war die Hurrikan-Saison besonders heftig. Erst unlängst sorgte Wirbelsturm „Eta“ für Verwüstungen in Mittelamerika und Kuba. Die starken Regenfälle und Überschwemmungen durch den Sturm hätten das Leben von mehr als 1,2 Millionen Kindern schwer beeinträchtigt, wie Unicef schreibt. Mehr als 200 Menschen kamen hierbei ums Leben, 110.000 Menschen wurden in Notunterkünfte gebracht. Klimaforscher Michael E. Mann schrieb auf Twitter, dass es alles andere als überraschend sei, dass die Hurrikans immer größere Schäden verursachen. „Wir haben es euch gesagt“, so sein Fazit in einem Tweet.
Lin Li und Pinaik Chakraborty untersuchten in ihrer Studie lediglich atlantische Hurrikans. In künftigen Forschungsarbeiten machen sie sich darauf, zu klären, ob die von ihnen entdeckte Gesetzmäßigkeit auch für Hurrikans in anderen Regionen gilt. Allerdings seien die bisherigen Ergebnisse ihrer Ansicht nach „ziemlich düster“.