In zahlreichen Weltregionen wird mehr als nötig gedüngt. Dies behaupten die Autoren einer neuen Studie, die im „Nature Food“ veröffentlicht wurde. Demnach könnten viele Länder deutlich weniger Stickstoffdünger einsetzen, ohne dass die Ernteerträge wegbrächen. Häufig, so die Erhebung, bringe der Nitratüberschuss nur minimale Ertragsvorteile.
Nitratdünger soll den Landwirten die Erträge sichern und zeitgleich dafür sorgen, dass die Nährstoffe ersetzt werden, welche dem Boden durch die Nutzpflanzen entzogen werden. Allerdings werde in der Praxis weitaus mehr Nitrat ausgebracht, als die Pflanzen aufnehmen können. Dieser Überschuss könne negative Folgen auf das Ökosystem, das Klima sowie die Gesundheit der Menschen haben.
Untersuchungen der Wissenschaftler förderten zutage, dass Länder wie Deutschland, Frankreich, Südkorea, die USA und Österreich im Durchschnitt 35 Prozent weniger Stickstoffbelastung verursachen, als einige Nachbarstaaten mit ähnlichen Boden- und Klimabedingungen. Allerdings sei die Ertragslücke der genannten Staaten nur ein Prozent größer. Die Forscher folgern hieraus, dass viele Staaten den Einsatz von Dünger erheblich reduzieren könnten, ohne Ernteeinbußen befürchten zu müssen.
Staatliche Akteure wichtig
Die Forscher betonen, dass dem Staat eine wichtige Rolle zukomme. Durch Steuerreformen könnte beispielsweise Dünger verteuert werden. In afrikanischen Staaten südlich der Sahara könnte hingegen gegenteiliges angestoßen werden: die Subventionierung von Stickstoffdünger. Dort wiederum führe der erhebliche Mangel an Dünger zu Mindererträgen. Die Wissenschaftler stellen den Nutzen des Düngers mitnichten infrage, konstatieren allerdings, dass viele Landwirte mehr als nötig hiervon einsetzen.
Die Studienautoren erachten es zudem als hilfreich, Anreize für Landwirte zu schaffen. Im Falle tatsächlich eintretender Ertragsminderungen aufgrund Umstellungen bei den Produktionsverfahren könne es hilfreich sein, für finanzielle Kompensationen zu sorgen. Auch technologische Fortschritte könnten helfen, Dünger sinnvoller einzusetzen: „Das Stichwort ist Präzisionslandwirtschaft, in der zum Beispiel Dünger gezielt nur wo effektiv nötig ausgebracht wird“. Dies könne Umweltprobleme verringern, ohne eine schrumpfende Produktion zu bewirken, wie Robert Finger von der Technischen Hochschule Zürich betont.
Entwicklung im Zeitverlauf
Wie Daten von Eurostat aufzeigen, kommt zumindest in Deutschland immer weniger Stickstoffdünger auf die Felder. Kamen im Jahr 2014 in der Landwirtschaft 1.822 Tausend Tonnen Stickstoff zum Einsatz, waren es im vergangenen Jahr nunmehr 1.344 Tausend Tonnen. Allerdings kann dieser Trend nicht in allen Staaten festgestellt werden.
Nach Informationen des Umweltbundesamtes bringt die Düngung negative Folgen mit sich. So sei die Herstellung synthetischer Düngemittel sehr energieaufwendig. Außerdem könne sich Stickstoff und Phosphor negativ auf die Bodenfruchtbarkeit auswirken. Die Luftqualität könne ebenfalls beeinträchtigt werden. Auch für die menschliche Gesundheit bestünden mitunter große Gefahren, beispielsweise durch auf den Boden ausgetragene Schwermetalle.