Das Jülich Supercomputing Centre brachte den Supercomputer JUWELS Booster an den Start, welcher Europas schnellster Rechner ist. Bei einem weltweiten Ranking der Rechenleistung landet er auf dem siebten Platz. Der Computer kann vielfältig eingesetzt werden, unter anderem auch bei der Entwicklung und Erforschung neuer Medikamente zur Covid19-Behandlung.
Der Rechner besteht aus AMD Epyc 7402-Prozessoren und 3.744 Nvidia-Ampere-Grafikkarten. Zudem setzt der neue Supercomputer neue Maßstäbe in puncto Energieeffizienz, wie die Forscher des Jülich-Forschungszentrums betonen. Kein anderer Supercomputer der Welt könne Aufgaben so effizient abarbeiten. Der weltweite Spitzenreiter nach Rechenleistung bleibt weiterhin der japanische Fugaku.
Supercomputer sind in zahlreichen Forschungsbereichen gefragt. Unter anderem bei der Entwicklung kosmischer Großstrukturen oder auch bei der Suche nach neuen Wirkstoffen in der Medizin. Die Computer können komplexe Prozesse simulieren, wofür enorme Rechenleistungen notwendig sind.
Anwendungsgebiet des JUWEL Boosters
Der neue Supercomputer soll für wissenschaftliche Fragestellungen auf nationaler und europäischer Ebene zum Einsatz kommen. „Ein in der derzeitigen Corona-Pandemie aktuelles Beispiel liefert die Unterstützung der Medikamentenentwicklung am Computer“, so Thomas Lippert, seines Zeichens Leiter des Jülich Supercomputing Centre. „Erst die Rechenpower des Boosters ermöglicht es unseren Forschern, die Prozesse vor, während und nach dem Aufeinandertreffen eines potenziellen Wirkstoffs mit einem Rezeptor oder Protein realitätsnah genug zu simulieren“.
Auch in den Geowissenschaften könne der Supercomputer sinnvoll eingesetzt werden. Er biete sich beispielsweise für die Simulation von Oberflächen-, Erd- und Grundwasserbewegungen an. Für die Wissenschaftler des Forschungszentrums stellt der Rechner ein Meilenstein auf dem Weg hin zu einem ersten Exascale-Rechner dar. Dieser hätte eine Rechenleistung von einem Exaflop. Der Bau eines solchen Supercomputers gilt als nächster großer Schritt. Ein solcher könnte bereits ab dem Jahr 2023 an den Start gehen. Die modulare Architektur des JUWELS sowie das Netzwerk, die Infrastruktur, die Kühlung und die Software-Architektur ließen sich ohne Weiteres auf einen Exascale-Rechner übertragen, wie die Forscher mitteilen.
China dominiert
Von den 500 leistungsstärksten Rechnern der Welt befinden sich 212 in China. Die USA landen mit 113 auf dem zweiten Platz, gefolgt von Japan mit 34 und Deutschland mit 19. Als einziger afrikanischer Staat ist Marokko in der Liste vertreten. Der Supercomputer der Mohammed VI Universität erreicht den 99. Platz.
Im September kündigte EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen Investitionen von 8 Milliarden Euro in Supercomputer an. So sollen Rechner in Italien, Bulgarien, Tschechien, Finnland, Luxemburg, Portugal, Slowenien und Spanien aufgebaut werden. In Italien soll unter dem Projekt Leonardo ein besonders starker Supercomputer entstehen. Dieser soll im Bereich der europäischen KI-Forschung eingesetzt werden.