Künstliche Intelligenz, Digitalisierung und Automatisierung sind Gebiete, mit denen sich Forschende aus unterschiedlichen Disziplinen beschäftigen. Künftig könnten Roboter selbst für wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn sorgen. Forscher der University of Liverpool stellten in der Zeitschrift „Nature“ den „ersten Roboter-Wissenschaftler seiner Art“ vor.
Hierbei handelt es sich um einen Roboter, welcher Arbeiten im Chemie-Labor übernehmen soll. Er könne eigenständig entscheiden, welche Experimente er durchführt. Die Universität teilte ferner mit, dass der Prototyp bereits einen neuen Katalysator entdeckt habe. Obgleich der Roboter 400 Kilogramm auf die Waage bringt, kann er sich in einem Standardlabor frei bewegen. Er ist ausgestattet mit einer Kombination aus Laserabtastung und Berührungsrückmeldung. Dadurch ist es ihm möglich, sich flexibel an die Labormerkmale anzupassen und auch menschlichen Kollegen auszuweichen.
Zwar übernehmen Roboter bereits heute Aufgaben in Forschungslaboren – allerdings nur einfache mechanische Tätigkeiten. Der Ansatz der Forschenden sei hingegen ein anderer: „Unser Ziel war es nun hingegen, eine gewisse Automatisierung des Forschens zu erreichen und nicht nur der Instrumente“, so Andrew Cooper von der Universität Liverpool. Hierfür zweckentfremdeten die Wissenschaftler einen Roboter aus der Automobilfertigung und statteten ihn mit neuen Fähigkeiten aus.
Künstliche Intelligenz
Der Roboter-Wissenschaftler ist in der Lage, eigenständig verschiedene Geräte und Reagenzien im Raum zu finden. Auch für alle weiteren Schritte wie das Wiegen von Feststoffen und Dosieren von Flüssigkeiten ist er nicht auf externe Hilfe angewiesen. Das besondere sei hierbei die Tatsache, dass er nicht nach einem festen Schema vorgehe. Vielmehr entscheide er sich immer in Abhängigkeit von den Vorergebnissen für den nächsten Schritt respektive das nächste Experiment. Co-Autor Benjamin Burger äußerte, dass der Roboter „weit weniger Fehler als ein menschlicher Laborant“ mache. Auch in puncto Ausdauer übertrifft die Maschine seine menschlichen Kollegen: insgesamt könne er täglich 21,5 Stunden lang arbeiten. In der restlichen Zeit muss er pausieren, um den Akku aufzuladen.
Bisher führte der Roboter im Laufe von acht Tagen 688 Experimente durch, wobei 6.500 Einzeltätigkeiten vonnöten waren. Die Roboter könnten vielfältig eingesetzt werden, so die Studienautoren. Allerdings betonten sie, dass Wissenschaftler aus Fleisch und Blut auf absehbare Zeit noch nicht ersetzbar seien. Die grundlegende Konzeption der Experimente sowie die Hypothesenbildung müsste nach wie vor von Menschen erledigt werden.
Roboter in der Medizin
Indes sehen andere auch ein großes Potenzial bei dem Roboter-Einsatz in der Medizin. Das Schweizer Start-up AOT zählt hierzu. Dieses entwickelte einen OP-Roboter namens „Carlo“. Geht es nach CEO Cyrill Bätscher, dann läute jener Roboter einen Paradigmenwechsel ein. Zum ersten Mal konnte das Start-up in einer Studie beweisen, dass die Technologie nicht nur auf dem Papier, sondern auch am Menschen funktioniert. Innerhalb von einem Jahr operierte der Roboter 28 Patienten, wobei er Fehlstellungen an Ober- und Unterkiefer korrigierte. Die Ärzte mussten hierbei nicht eingreifen. Allerdings – so der bisherige Stand der Forschung – ist es dieser Tage noch vonnöten, dass der Chirurg die durchzuführenden Schnitte auf einem Computertomografie-Bild vorzeichnet.
Wann die Roboter in der Breite zum Einsatz kommen, scheint bis dato noch schwer abschätzbar zu sein. Insgesamt verzeichnet die Forschung im Bereich Robotik und Automatisierung wie dargestellt durchaus beachtliche Fortschritte.