Eine neue Studie aus den USA zeigt die verheerenden Auswirkungen von verschmutzter Luft auf. Jedes Jahr sollen laut der Auswertung 9 Millionen Menschen aufgrund von Luftverschmutzung sterben. Damit steht sie als eine der weltweit tödlichsten Krankheiten in Bezug auf die Zahl der Todesfälle auf einer Stufe mit dem Rauchen und weist eine höhere Sterblichkeit auf als COVID-19.
Die Umweltverschmutzung ist eine „existenzielle Bedrohung für die menschliche Gesundheit und die Gesundheit des Planeten und gefährdet die Nachhaltigkeit moderner Gesellschaften“, zitiert das Nachrichtenmagazin Deutsche Welle die Studie, die im Fachmagazin The Lancet Planetary Health veröffentlicht wurde. Die Auswirkungen auf die globale Gesundheit seien entsprechend „viel größer sind als die von Krieg, Terrorismus, Malaria, HIV, Tuberkulose, Drogen und Alkohol“.
Eine existenzielle Bedrohung für die menschliche Gesundheit
Die von der Washington University durchgeführten Untersuchungen ergaben, dass die Luftverschmutzung einen wesentlichen Beitrag zu Herzkrankheiten, Lungenkrebs und anderen Atemwegserkrankungen leistet.“Wir sitzen im Kochtopf und verbrennen langsam“, so Richard Fuller, einer der Mitautoren der Studie und Leiter von Pure Earth, einer globalen gemeinnützigen Organisation. Dabei käme der Umweltverschmutzung bislang noch „nicht viel Aufmerksamkeit“ zu.
Die Daten aus der Global Burden of Disease-Studie der University of Washington zeigen, dass zwar einige Fortschritte bei der Reduzierung der Wasserverschmutzung und der Luftverschmutzung in Innenräumen erzielt wurden, diese jedoch durch einen Anstieg der Bleivergiftung und der Luftverschmutzung im Freien wieder aufgehoben wurden.
Nur noch im Tschad, der Zentralafrikanischen Republik und in Niger gehen die meisten Todesfälle aufgrund von Umweltverschmutzung auf verunreinigtes Wasser, Boden und schädliche Innenraumluft zurück. Deutliche Fortschritte wurden hingegen in Äthiopien, Nigeria und Indien gemacht.
Fortschritte werden durch moderne Schadstoffe nichtig gemacht
Maßnahmen zur Verringerung der Luftverschmutzung in Innenräumen und zur Verbesserung der sanitären Einrichtungen haben dazu beigetragen, dass die Zahl der Todesfälle in Äthiopien und Nigeria zwischen 2000 und 2019 um zwei Drittel gesunken ist. In Indien habe insbesondere die Umstellung von Holzöfen auf Gasöfen die Sterblichkeitsrate verbessert.
Die Studie aus den USA ergab allerdings auch, dass die Zahl der Todesfälle, die durch moderne Schadstoffe wie Schwermetalle, Agrochemikalien und Emissionen aus fossilen Brennstoffen verursacht werden, „geradezu explodiert“ und seit dem Jahr 2000 um 66 % angestiegen ist. Besonders alarmierend war der Trend abermals in den Entwicklungsländern.
Während die Luftverschmutzung in einigen großen Hauptstädten wie Bangkok, China und Mexiko-Stadt zurückging, stiegen die Schadstoffwerte in kleineren Städten an. In den Vereinigten Staaten, der Europäischen Union und Äthiopien sind die modernen Arten der Luftverschmutzung zwischen 2000 und 2019 zurückgegangen. Die Autoren der Studie konnten die Zahlen für Äthiopien nicht erklären und fügten hinzu, dass es sich möglicherweise um ein Problem bei der Berichterstattung handeln könnte.
Wissenschaftler fordern Politik zum Handeln auf
Laut den Autoren der Studie würden die neuesten Erkenntnisse die Notwendigkeit von gezielteren Maßnahmen zur Bekämpfung der Umweltverschmutzung unterstreichen, insbesondere in den Entwicklungsländern, in denen die meisten umweltbedingten Todesfälle auftreten. Während die Zahl der Todesfälle durch herkömmliche Schadstoffe weltweit zurückgeht, bleibe sie in Afrika ein Problem.
„Wir wissen genau, wie wir jedes einzelne dieser Probleme lösen können“, so Fuller. „Was fehlt, ist der politische Wille“. Die Autoren der Studie geben entsprechend als Lösungsansatz diverse Empfehlungen zur Verringerung der Zahl der Todesfälle ab und fordern etwa eine bessere Überwachung, eine bessere Berichterstattung und eine stärkere staatlichen Regulierung von Industrie und Verkehr. #
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