Die Digitalisierung schreitet unbeirrt voran, auch im Gesundheitsbereich. Während im Angesicht der Corona-Krise immer mehr Mediziner und Therapeuten Videosprechstunden anbieten, entwickelten Forscher der Universität Basel eine App, mittels derer Betroffene gegen ihre Höhenangst vorgehen können. Die Ergebnisse ihrer Untersuchung veröffentlichten sie im Fachmagazin „npj Digital Medicine“.
Nutzer der Applikation sollen eine Art Expositionstherapie durchführen können. Das virtuelle Erleben mit den gefürchteten Höhen soll den Nutzern helfen, auch in der Realität mit derlei Situationen umgehen zu können. Smartphone-Nutzer können die Virtual-Reality-App kostenfrei anwenden, und sich nach einer gewissen Eingewöhnungszeit auf immer höheres Terrain wagen. Die App namens „Easyheights“ arbeitet mit Rundum-Drohnenaufnahmen und soll bereits in Bälde in App-Stores verfügbar sein. Allerdings, so der Hinweis, sollten Betroffene mit ausgeprägter Höhenangst die Anwendung vorerst nur in Begleitung einer Fachperson nutzen.
Zahlreiche Anwendungsgebiete
Um die Applikation vollumfänglich nutzen zu können, benötigen User ein VR-Headset. Zunächst haben die Anwender die Illusion, sich einen Meter über dem Boden zu befinden. Nach einer gewissen Zeit erfolgt eine automatische Anhebung der Plattform. Betroffene sollen sich somit ihrer Höhenangst nach und nach stellen können. Rund 5 Prozent der Bundesbürger leiden unter Höhenangst.
Die Tauglichkeit der Applikation testeten die Forscher in einer klinischen Studie. Insgesamt 25 Höhenangst-Patienten absolvierten ein vierstündiges Höhentraining. Weitere 25 wurden einer Kontrollgruppe zugewiesen. Im Anschluss bestiegen die Probanden einen tatsächlichen Aussichtsturm. Der Auswertung zufolge hatten diejenigen, welche zuvor das Höhentraining via App absolvierten, einerseits weniger Angst auf den Turm zu steigen, und waren andererseits auch in der Lage, höher zu steigen als vor dem Training.
Die bereits zitierte Expositionstherapie zielt darauf, Ängste durch die Konfrontation mit diesen zu lindern. Hierbei handelt es sich um eine Methode aus der Verhaltenstherapie. Sie kann unter anderem bei Höhenangst-Patienten eingesetzt werden, darüber hinaus jedoch auch bei zahlreichen weiteren Krankheitsbildern. Unter anderem bei spezifischen Phobien wie Platzangst, Sozialer Phobie und bei Zwangsstörungen kann dies eine geeignete Methode darstellen. Die zitierte Studie lässt es naheliegend erscheinen, dass in Zukunft auch andere Leiden mittels digitalen Apps bekämpft werden.
Großes Marktpotenzial
Im Jahr 2017 belief sich der Umsatz mit Gesundheits-Apps weltweit noch auf 2,4 Milliarden US-Dollar. Bis zum Jahr 2025 könnten es Prognosen zufolge bereits 11,2 Milliarden Dollar sein. Auch die jüngsten Zahlen sprechen dafür, dass das Thema mehr und mehr an Bedeutung gewinnt. So stiegen die Nutzerzahlen von Gesundheits-Apps während der Pandemie beträchtlich. Satte 82 Prozent der Healthcare-Startups sehen die Krise als Chance und rechnen daher sogar mit höheren Investitionen. Insgesamt fördere sie das Bewusstsein für digitale Angebote – nicht nur, aber auch im Gesundheitsbereich.
Bild von Gerd Altmann auf Pixabay